Steven Benson 2002
In the summer of 2002, I met Steven Benson, an American photographer at the Festival Rencontres de la Photographie in Arles, France. He had photographed a series down in Virginia showing street signs manifesting the reactions to the 9/11 Attack. I was really touched by him and his view on how Americans showed their emotions. This was just two months before the one-year-anniversary of this unimagined attack. Nine months earlier, in September 2001 we had a professor in Siegen holding a speech to students demonstrating. This man fought for peace and now one year later, he was awarded prizes for his engagement in the peace effort. I connected Steven Benson and our local peace center to have his photographs on show at the peace center. I preferred his images more than those we had seen so often. They are icons in our minds that will influence our daily lives for the next hundred years.
Pressrelease German
Zentrum für Friedenskultur Siegen
Zentrum für Friedenskultur (ZFK), Kölner Str. 11, 57072 Siegen
AFTER SEPTEMBER 11
Ausstellung
von Bildern des US-amerikanischen Fotografen Steven Benson
im Zentrum für Friedenskultur Siegen
7. September 2002 – 18. Oktober 2002
Erstmalig werden die Bilder des international renommierten Fotografen Steven Benson öffentlich ausgestellt. Sie zeigen den US-amerikanischen Alltag nach dem 11. September 2001: auf der einen Seite die allgegenwärtige kommerzielle Werbung, auf der anderen nationalistische und religiöse Heilserwartungen, die Trivialisierung des Gebets und die Fetischisierung der Nationalfahne.
In den Monaten nach dem 11. September bereiste Steven Benson Ortschaften und Städ-te an der Ostküste Amerikas und dokumentierte, wie sich die Gefühlsäußerungen der Menschen im Straßenbild manifestieren. Dabei fällt auf, dass fast alle Bilder menschen-leer sind. Die Beschränkung auf Schwarz-weiß-Fotografien unterstreicht die dokumentari-sche Distanz des Fotografen.
Ästhetisch regen sie in ihrer seriellen Aneinanderreihung von Straßen und Werbeschil-dern zum Nachdenken über die Oberflächlichkeit, Vermarktung und Trivialisierung von Gefühlen angesichts des 11. September an.
Er sagt selbst zu seinen Bildern: „Im Gefolge der Tragödie des 11. September gab es in Amerika eine Welle von Patriotismus. Ich war fasziniert von dem Weg, den unterschiedli-che Einheiten der amerikanischen Gesellschaft gewählt haben, um dieses Gefühl zu kommunizieren. Die US-Regierung, der öffentliche Sektor, die religiöse Gemeinschaft und das Individuum fanden eine spezifische Form, diesen Patriotismus auszudrücken, die ihren Bedürfnissen am meisten entsprach.
Die Bilder schildern diese variierende Antwort, wie sie nur unter den extremen Umstän-den an die Oberfläche kommt. Wenn wir den Weg studieren, auf dem diese Reaktionen sich selbst öffentlich darstellen, erhalten wir eine einmalige Gelegenheit, mehr über eine Gesellschaft zu lernen.
Für mich eröffnet dieses Werk Fragen nach Authentizität, Integrität, nach der Trennung von Kirche und Staat und nach Verletzlichkeit.“
Steven Benson hat die Bildserie dem Zentrum für Friedenskultur zur Veröffentlichung übergeben aus Anlass der Verleihung des Aachener Friedenspreises an Bernhard Nolz, den Geschäftsführer des Zentrums für Friedenskultur. Zugleich ist diese Geste Ausdruck seiner Hoffnung, dass die Bilder in Deutschland auf Interesse stoßen. Bilder, von denen er annimmt, dass er sie derzeit in seiner Heimat, den USA, nicht zeigen kann.
Thomas Kellner, Künstler und Fotograf aus Siegen, hat die ästhetische und dokumentari-sche Bedeutung der Bilder als erster erkannt und den Kontakt zum Zentrum für Frie-denskultur hergestellt.
Zur Person von Steven Benson:
Bachelor of Arts am College für kreative Studien in Detroit und Master of Arts an der Cranbrook Akademie für Künste in Bloomfield Hills, Mich. Seine Fotografien wurden auf internationalen Ausstellungen gezeigt, einschließlich einer Allein-Ausstellung im Centre Georges Pompidou in Paris. Er erhielt drei Preise für kreative Künstler vom Michigan Council for the Arts. Während der letzten 25 Jahre war er als Lehrer und freier Fotograf tätig. Zur Zeit ist er außerordentlicher Professor in der fotografischen Abteilung am Col-lege für kreative Studien in Detroit, wo er seit 1994 unterrichtete.
www.stevenbensonphoto.com
Das Zentrum für Friedenskultur Siegen ist eine Einrichtung der Gesellschaft für Friedens-erziehung e.V., die als gemeinnützig anerkannt ist, und der Initiative Pädagoginnen und Pädagogen für den Frieden (PPF).
Das Zentrum soll Einzelpersonen, Jugendlichen wie Erwachsenen, und Gruppen die Mög-lichkeit bieten, sich aktiv, kreativ und selbstbestimmt mit Fragen der Förderung einer Kul-tur des Friedens in Siegen und der regionalen Umgebung auseinander zu setzen.
Ziel einer Kultur des Friedens ist es, ein menschliches Alltagsverhalten zu fördern, das von Gewaltfreiheit, Mitmenschlichkeit, Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit geprägt ist
In Zusammenarbeit mit lokalen Gruppen und Organisationen sollen Initiativen entwickelt werden zur interkulturellen Bildung, zur Umweltbildung, zu Geschlechterfragen, zur Bear-beitung von Rassismus, Rechtextremismus und Neofaschismus, zur Festigung eines ge-waltfreien Zusammenlebens in städtischen und dörflichen Lebensräumen und der erwei-terten Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern an politischen Entscheidungsprozessen, zwischen unterschiedlichen kulturellen, religiösen und ethnischen Gruppen und zwischen den Generationen.
Zentrum für Friedenskultur im Haus der Agenda, Kölner Str. 11, D-57072 Siegen.
Tel: 0271-2382521, E-Mail: info@zfk-siegen.de, Internet: www.zfk-siegen.de
Öffnungszeiten: Dienstag, Donnerstag und Freitag 15.00 – 18.00 Uhr, Mittwoch und Samstag 9.00 – 12.00 Uhr
Arbeiterfotografie Portfolio Steven Benson
Arbeiterfotografie, Interview mit Steven Benson vom 29. August 2002
Alltag in US-Amerika nach dem 11. September 2001: auf der einen Seite die allgegenwärtige kommerzielle Werbung, auf der anderen nationalistische und religiöse Heilserwartungen, die Trivialisierung des Gebets und die Fetischisierung der Nationalfahne. Auf der einen und auf der anderen Seite im unmittelbaren Sinne des Worts: auf zwei Seiten ein und desselben Werbeträgers, die Steven Benson neben einer Reihe von Einzelaufnahmen als Bildpaare präsentiert. In den Monaten nach dem 11. September bereiste Benson Ortschaften und Städte an der Ostküste Amerikas und dokumentierte, wie sich die Gefühlsäußerungen im Straßenbild manifestierten. Dabei fällt auf, dass die Fotos fast ausnahmslos menschenleer sind. Die bewußt gewählte Schwarz-Weiß-Technik reduziert auf die Form- und Zeichenstrukturen innerhalb des Geschehens. Er selbst sagt zu seinen Bildern: „Im Gefolge der Tragödie des 11. Septembers gab es eine Welle des Patriotismus. Ich war fasziniert von dem Weg, den unterschiedliche Einheiten der amerikanischen Gesellschaft gewählt haben, um dieses Gefühl zu kommunizieren. Die US-Regierung, der öffentliche Sektor, die religiöse Gemeinschaft und das Individuum fanden eine spezifische Form, diesen Patriotismus auszudrücken, die ihren Bedürfnissen am meisten entsprach. Die Bilder schildern diese variierende Antwort, wie sie nur unter den extremen Umständen an die Oberfläche kommt. Wenn wir einen Weg studieren, auf dem diese Reaktionen sich selbst öffentlich darstellen, erhalten wir die einmalige Gelegenheit, mehr über eine Gesellschaft zu lernen.“
ARBEITERFOTOGRAFIE führte mit Steven Benson ein Gespräch u.a. über mediale Bewußtwerdung von Extremereignissen. Denn in Fällen, seltener als die Wahrscheinlichkeit eines Lottogewinns, gelangen Information und Gefühle unmittelbar und nicht über die Vermittlung Dritter zu uns.
Was war Dein erster Gedanke, als die Flugzeuge einschlugen?
Ich unterrichtete in einer Studiobeleuchtungsklasse am ‘College for Creative Studies’ (Detroit). Der Abteilungsleiter kam ins Studio und sagte: „Ein Flugzeug ist in einen der Türme des World Trade Center eingeschlagen.“ Mein erster Gedanke war wie der der ‘meisten’ Leute: „Das kann nicht möglich sein.“ Ich ging in die Cafeteria, um zu sehen, was im Fernsehen lief. Der Raum war bereits voll mit Studenten und Lehrern. Während wir die Berichterstattung verfolgten, schlug das zweite Flugzeug ein. Es war schwierig für mich zu glauben, daß das, wovon ich Zeuge wurde, real sei.
Es sind viele Bilder entstanden von berühmten Fotografen und von Amateuren. Welche Bilder haben Dich am meisten beeindruckt? Was für Bilder hättest Du gemacht?
Ich habe eine Menge Fotos vom 11. September gesehen, die eindringlich Teile der Realität beschreiben - auf quälendste Weise. Eine Sache, über die ich nachgedacht habe, als ich diese Bilder sah: während Tausende verzweifelt versuchten, der Gegend zu entkommen, gingen die Fotografen hinein.
Wie war die Reaktion in der Presse? Der Herausgeber des Harper’s Magazine, John McArthur, sagte, nach der Kriegsrede des Präsidenten hätten sich die Kommentare von NPR (National Public Radio) angehört wie sowjetischer Agitprop vor 30 oder 40 Jahren...
Es war befremdlich, den Präsidenten gegenüber der Welt sagen zu hören: „Entweder Ihr seid für uns, oder Ihr seid gegen uns.“ Das erinnerte mich an die Vietnam-Ära, als es hieß: „America. Love it or leave it.“ („Amerika. Liebe es oder verlaß es.“)
Wie ist es möglich, daß alle Sicherheitsdienste versagen konnten, Monate vorher, Tage vorher und in der Stunde, als die entführten Maschinen in der Luft waren?
Es gibt noch eine Menge an Gesprächen, warum die USA nicht in der Lage waren, die Angriffe zu stoppen. Ich halte es für notwendig, stärker darüber zu diskutieren, warum es geschah.
Siehst Du in dem Anschlag einen Krieg gegen Amerika, gegen das amerikanische Volk? Gegen die armen Leute und Familien?
Wir sind nur Menschen, die einen weiteren Fehler machen, wenn wir glauben, daß wir eine fortgeschrittene Gattung sind.
Zu Hollywood: ‘Independence Day’ war ein patriotischer Film. Ein alter Mann, Pilot, Alkoholiker wird zum Helden des monumentalen Trickfilms, weil er als Selbstmordattentäter in das feindliche Objekt flog. Mich schauert’s, wenn ich mir das vorstelle. Was hältst Du von Hollywood-Produktionen wie dieser (und auch Black Hawk Down, Wag the Dog)?
Die Medien, der Film usw. haben einen starken Einfluß auf unsere Wahrnehmung, was auch immer wir erleben. Ich erinnere mich: als ich in der Cafeteria der Schule Fernsehen sah, dachte ich für einen Augenblick, dass das einem Film ähnelt. Ich denke, es gibt nicht viele Menschen, die sich bewußt sind, wie stark unsere Erfahrungen durch die Medien bestimmt sind.
Deine Fotos sind Ausdruck des Patriotismus in der Bevölkerung...
Einige Formen, in denen Patriotismus öffentlich zum Ausdruck gebracht wird, empfinde ich als bizarr. Die Fotografien aus der Serie „After September 11th“ stellen schwierige Fragen an das kollektive Bewußtsein einer Gesellschaft.
Du weißt, wo Deine Ausstellung gezeigt wird: in Zusammenhang mit der Auszeichnung von Bernhard Nolz, eines Lehrers, der seinen Schülern vermittelt, wie Frieden zu erreichen ist...
Es ist mir eine Ehre, meine Fotografien in einer Ausstellung in Zusammenhang mit der Auszeichnung von Bernhard Nolz zeigen zu können. Ich halte es für bezeichnend, daß sie in einem Friedenszentrum zu sehen sind.
Auf welche Weise bist Du Thomas Kellner begegnet? Kanntest Du ihn, bevor Ihr die Ausstellung ‘After September 11th’ im ZFK Siegen vereinbart habt?
Ich habe Thomas Kellner im Juli 2002 beim Fotofestival in Arles kennengelernt. Bei einer Tasse Kaffee haben wir uns an einem Morgen gegenseitig unsere Fotos angesehen. Thomas war sehr interessiert an meiner Arbeit und sagte, er kenne einen Ort, wo eine Ausstellung gebraucht würde. Wir waren beide der Ansicht, daß es wichtig wäre, die Fotos im September zu zeigen. Und er sorgte dafür, daß es dazu kam. Ich bin ihm sehr dankbar für all die Anstrengung, die damit verbunden war, meine Fotos nach Deutschland zu bringen.
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Steven Benson, seit 1994 Bachelor of Arts am College für kreative Studien in Detroit und Master of Arts an der Cranbrook Akademie für Künste in Bloomfiel Hills, Michigan. Preise vom Michigan Council for the Arts. Einzelausstellung in Europa im Centre Pompidou, Paris. Reisen und Arbeiten über China und den Yang Tse.
www.stevenbensonphoto.com
Thomas Kellner, Künstler und Fotograf in Siegen, hat die ästhetische und dokumentarische Bedeutung der Bilder von Steven Benson als erster erkannt und den Kontakt zum Zentrum für Friedenskultur hergestellt.
www.artist-info.com/artist/Thomas-Kellner
Bernhard Nolz, Lehrer, Friedenspädagoge, Publizist und seit Ende 2000 Geschäftsführer des Siegener Zentrums für Friedenskultur, erhält am 3. September 2002 gemeinsam mit der US-amerikanischen Kongressabgeordneten Barbara Lee den Aachener Friedenspreis. (siehe S.100)
www.zfk-siegen.de
www.aachener-friedenspreis.de
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Galerie Arbeiterfotografie - Forum für Engagierte Fotografie
Anneliese Fikentscher
Andreas Neumann
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