artists' House in Siegen
After four artists moved into our studio “Atelier Friedrichstrasse” in 1999, I started to develop a concept for an artists' house in Siegen. In 1999 we founded the "Association for an Artists' House". Today we are still looking for the right locationand waiting for the the right moment.
General Concept (German):
Interessengemeinschaft Kuenstlerhaus Siegen
Gruendung 1.9.1999
Unser Ziel ist es, in Siegen ein Atelierhaus fuer Bildende Kuenstler zu installieren, durch das die vorhandenen kuenstlerischen Potentiale gebuendelt und an die Region gebunden werden koennen. Da von einem Kuenstlerhaus nicht nur Vorteile fuer die hier lebenden und arbeitenden Kuenstler zu erwarten sind, sondern darueber hinaus positive Impulse fuer die ganze Region, hoffen wir, auch Entscheidungstraeger aus Politik und Wirtschaft fuer eine Mitarbeit in der Interessengemeinschaft gewinnen zu koennen.
1. Zur Situation der Bildenden Kunst in der Region Siegen
Im Kulturleben der Region Siegen spielt die Bildende Kunst mittlerweile eine grosse Rolle. Private und staedtische Galerien, Museen, der Kunstverein Siegen e.V. und andere Einrichtungen zeigen Ausstellungen, die auf ein grosses Interesse beim Publikum treffen.
Bisher gab es vorwiegend sporadische oder punktuelle Unterstuetzung der oeffentlichen Stellen fuer bildende Kuenstler, so dass nur wenig nachhaltiger Nutzen sowohl auf Seiten der Produzenten als auch des Publikums erzielt werden konnte. Die Einrichtung eines Atelierhauses fuer Kuenstler fuehrt zu einem dauernden kulturellen Geschehen, das fuer die Mitbuerger, fuer die Kuenstler und auch fuer das Rénomée der Stadt Siegen wichtig ist.
Wie ueberall muessen auch in Siegen Kuenstler mit drei Anforderungen gleichzeitig fertig werden:
Mit der Existenzgruendung und –sicherung
Finanzmittel fuer den Lebensunterhalt, den Arbeitsraum und Materialien beschaffen.
Staendiges Professionalisieren und Weiterbilden.
Nur wer diese drei Anforderungen meistert, wird nach einigen Jahren von seiner kuenstlerischen Taetigkeit leben koennen.
2. Entwicklungen
Aus zahlreichen anderen Staedten liegen ueberaus positive Erfahrungen mit der Einrichtung von Kuenstlerhaeusern vor . Auch auf regionaler Ebene gibt es Beispiele dafuer, wie die Schaffung von Arbeitsmoeglichkeiten zu einer vorteilhaften Entwicklung der Kuenstler und der Kunstszene beigetragen haben. Hierfuer stehen die Karrieren etwa von Annette Besgen, Lutz Dransfeld und Ulrich Langenbach, aber auch der Umzug von Teilen des Faches Kunst der Universitaet Siegen in das Ateliergebaeude Altes Brauhaus. In allen genannten Faellen ging die Verbesserung der Arbeitsbedingungen einher mit einem kulturellen Gewinn fuer die Region - erinnert sei an die regelmaessigen Rundgaenge, an die Edition Brauhaus-Fotografie, an Atelierfeste etc.
Zwar wird die Universitaet Siegen als Ausbildungsort zunehmend attraktiver auch fuer freikuenstlerisch Arbeitende, jedoch war in der Vergangenheit zu beobachten, dass die daraus resultierenden und andere vorhandene Potentiale aufgrund mangelnder Arbeitsmoeglichkeiten verloren gingen, indem sie in andere Staedte abwanderten. Die Einrichtung eines Atelierhauses in Siegen kann gerade junge Kuenstler am Anfang ihrer Karriere den Anreiz bieten, im Raum Siegen zu bleiben und andere von ausserhalb anziehen.
Die Einrichtung des Museums fuer Gegenwartskunst in Siegen fuehrt zu einer Praesenz der bildenden Kunst im Kulturleben der Region in einem bisher nicht gekannten Mass. Damit tritt ein Ort der Praesentation zeitgenoessischer Kunst zu den bereits existierenden Orten der Vermittlung von und des Nachdenkens ueber Kunst: der Fachbereich Kunst der Universitaet Siegen, der Studiengang Medien, der SFB Pragmatik und AEsthetik der Bildschirmmedien, das Graduiertenkolleg „Intermedialitaet“ etc. Ein Kuenstlerhaus ist als institutionalisierter Ort der Produktion eine notwendige Ergaenzung.
3. Modelle
3.1. Was ist/leistet ein Kuenstlerhaus?
Es gibt eine Reihe moeglicher Konzeptionen fuer Kuenstlerhaeuser. In der Regel bieten sie preiswerten Arbeitsraum fuer bildende Kuenstler und sind darueber hinaus auf vielfache Weise in das kulturelle Leben ihrer Region eingebunden. Fuer ein Kuenstlerhaus in Siegen haben wir bislang folgende Ideen bzw. Vorschlaege entwickelt:
• Die Interessengemeinschaft Kuenstlerhaus wird in einen Traegerverein ueberfuehrt. Der Verein sucht in Zusammenarbeit mit Stadt, Kreis und Land und Interessierten aus Wirtschaft und Kultur ein geeignetes Gebaeude, in dem eingerichtet werden:
5-8 Ateliers à mindestens 50 m2, die fuer einen Zeitraum von bis zu 4 Jahren an Kuenstler vergeben werden (ein Antrag auf eine Verlaengerung um 1 Jahr kann gestellt werden). Die Wiederbelegung der Ateliers wird von den Kuenstlern des Hauses in Zusammenarbeit mit den Traegern beschlossen. Jedes Atelier benoetigt:
Wasseranschluesse
Heizung
Stromanschluessse
ausreichend Tageslicht
Verriegelungsvorrichtungen
Einige Ateliers benoetigen zusaetzlich:
Starkstromanschluss
Gipsauffangbecken
ebenerdige Zugangsmoeglichkeit
Ein Gastatelier mit schlichtem, kleinem Appartement fuer (z.B.)Traeger des Rubensfoerderpreises, Gaeste des Kuenstlerhauses oder Stipendiaten anderer Organisationen.
Allgemeine Raeumlichkeiten:
1 Dusch-, bzw. Waschraum
Toilettenanlagen
1 Konferenzraum
2 Bueros
1 Computer / Medienraum
1 Studio mit Labor
Lagerraeume
1 Ausstellungsraum, bzw. Galerie
Der Ausstellungsraum wird von den Kuenstlern des Hauses kuratiert. Sowohl die Nutzer des Atelierhauses als auch Gaeste werden ausstellen, wobei verschiedene Formen einer Zusammenarbeit mit Foerderern des Hauses moeglich und erwuenscht sind. Hier sind auch permanent Arbeiten der Kuenstler einzusehen und kaeuflich zu erwerben.
In dieser raeumlichen Konzeption sind bereits Ideen ueber moegliche Vernetzungen enthalten. Waehrend z.b. bislang die Verleihung des Rubens-Foerderpreises kaum Widerhall in der Region gefunden hat, koennte sowohl der Preis selbst als auch der jeweilige Preistraeger nachhaltig mit Siegen verbunden werden, wenn der Preis an ein Atelierstipendium gekoppelt wuerde.
Die Vergabe des Gastateliers koennte etwa auch an die Vergabe eines Studienpreises der Universitaet Siegen angebunden werden.
Denkbar ist auch der Austausch mit anderen Kuenstlerhaeusern in Deutschland bzw. Europa.
Es gibt verschiedene Organisationen, die Stipendienprogramme in Zusammenarbeit mit Kuenstlerhaeusern durchfuehren, so z.b. „pépinières européennes pour jeunes artists“, das Ministerium fuer Arbeit, Soziales und Stadtentwicklung, Kultur und Sport NRW, u.a.
Wir streben eine Kooperation mit der IHK Siegen und anderer Vereinigungen und Verbaende aus dem Bereich der Wirtschaft an. Kuenstler und Gaeste des Kuenstlerhauses koennten z.b. in der IHK-Galerie ausstellen, und am Kuenstlerhaus selbst bieten sich vielfaeltige Moeglichkeiten des Sponsorings (Atelierpatenschaften, Stipendium, ...)
Die Galerie des Kuenstlerhauses soll das vorhandene Spektrum von Orten der Kunstvermittlung ergaenzen. Als Raum fuer junge Kunst, der von jungen Kuenstlern kuratiert wird, kann sie experimenteller und risikofreudiger arbeiten als private Galerien und das Museum. Die Galerie ist die Schnittstelle des Hauses zur Oeffentlichkeit. Hier finden neben dem regulaeren Ausstellungsbetrieb auch Vortraege, Kuenstlergespraeche etc. statt.
Ein Ausschuss des Atelierhauses koennte unverbindlich und unbuerokratisch auf Anfrage von Behoerden zu Fragen bezueglich Kultur, Stadtplanung etc. aus seiner Sicht Anregungen geben.
Je nach Groesse, Struktur und Lage des Gebaeudes waere auch die Einrichtung eines „Kunst-Cafés“ denkbar.
3.2. Orte
- Siegen Mitte, Welterstrasse, ehemaliges Elektrolux -Verwaltungsgebaeude
Nutzung von Teilbereichen Ansprechpartner: z.B: LEG
- Siegen Mitte, Frankfurter Strasse: Gebaeude der Landeszentralbank.
Ansprechpartner: LZB, Bauabteilung, Duesseldorf
- Geisweid, Birlenbacher Str., ehemaliges Verwaltungsgebaeude Hoesch, Villa Huegel
Ansprechpartner: LEG
- Geisweider Schule; Hier sind schon die Ateliers von Annette Besgen und Ulli Langenbach untergebracht, die restliche Flaeche wird unterschiedlich genutzt.
Ansprechpartner: KEG
- Geisweid, Froebelstrasse: die gelben Haeuser neben dem Krupphochhaus, noch keine naeheren Informationen vorhanden.
- Geisweid, Huettenstrasse/Froebelstrasse, ehemaliger Milchhof (Tuffi)
Ansprechpartner: Volksbank Siegen-Netphen, Immobiliendienst
3.3. Traeger
Angestrebt ist die Gruendung eines gemeinnuetzigen Traegervereins, dem die Kuenstler des Hauses waehrend der Zeit der Ateliernutzung beitreten. Als weitere und staendige Mitglieder wuenschen wir uns Vertreter von Stadt, Kreis und Land, der Universitaet Siegen, der hiesigen Wirtschaft und aus Vereinen und Institutionen sowie an der bildenden Kunst interessierte Mitbuerger.
Der realistischste Weg zur Verwirklichung scheint uns die UEberlassung eines geeigneten Gebaeudes aus oeffentlichem Besitz zu sein. Die Kuenstler beteiligen sich an den Betriebskosten des Hauses; wir schlagen vor, dass sie fuer die Nebenkosten der Ateliernutzung (Strom, Heizung, Wasser) aufkommen. Notwendige Um- und Ausbaumassnahmen koennten z.t. in Eigenleistung der beteiligten Kuenstler und Vereinsmitglieder durchgefuehrt werden. Das Kuenstlerhaus verwaltet sich selbst.
Eine attraktive Moeglichkeit der Einbindung von Sponsoren aus der Wirtschaft koennte die Einrichtung von Atelierpatenschaften sein. Eine feste Zuordnung des Sponsors zu einem Atelier (z.b. fuer Bildhauerei, Malerei oder Fotografie) wuerde gewaehrleisten, dass trotz einer Mischfinanzierung der persoenliche Bezug zu einem konkreten Teil des Projektes Kuenstlerhaus hergestellt wird.
Nach der Gruendung des Traegervereins mit der UEberlassung eines oeffentlichen Gebaeudes, stellt der Traegerverein einen Kunsthistoriker als Geschaeftsfuehrer ein. Dieser setzt die Konzeption entsprechend auf das Gebaeude um. Er fuehrt die Geschaefte im Sinne des Vereins und stellt die notwendigen Antraege zur Gesamtfinanzierung. (Sinnvoll erscheint uns eine Doppelspitze als Leitung des Hauses. Ein Kunsthistoriker, der sich um die inhaltliche Ausgestaltung kuemmert und einer weiteren Person, deren Aufgaben eher Akquisition, Werbung, etc sind. Angestrebt ist es, das Projekt „Kuenstlerhaus“ als 1. Zentrum zur Existenzgruendung und Professionalisierung von Kuenstlern in der BRD zu etablieren und eine Projektfinanzierung beim Land NRW zu beantragen.
4. Konzeption / Professionalisierung junger Kuenstler in NRW und BRD
4.1 Ein Kuenstlerhaus in Siegen muss sich inhaltlich auf die Region zurueckbeziehen und sich die die hier vorhandenen Wurzeln und Kraefte zu eigen machen. Direkte Bezuege fuer einzelne Ateliers lassen sich herstellen:
Fotografie
Die Fotografen Sander und das Ehepaar Becher haben Weltruhm erlangt.
Malerei
Auch wenn, Rubens nicht absichtlich in Siegen geboren wurde, gibt es eine Tradition und eine Identifikation mit ihm.
Medien
Das innovative und dynamische Potential der Region liegen im Bereich der Neuen Medien. Studiengang Medien Planung, SFB, Museum, Dialog der Medien.
Bildhauerei bis Landart
Siegen liegt zwischen Westerwald und Sauerland in einem waldreichen Mittelgebirge. Materialien wie Holz, Stein und Erze gehoeren zu den natuerlichen und traditionellen Ressourcen dieser Region, sowie Stahl und Maschinenbau eine industrielle Komponente sind.
Zwei der klassischen Gattungen der Bildenden Kunst, Malerei und Bildhauerei stehen einer neueren, der Fotografie und der neuesten den Neuen Medien gegenueber und werden in einem Haus vereint. Die Wechsel- und Rueckbeziehungen zwischen diesen Gattungen fuehren in einer Region, die die notwendigen Wurzeln und Ressourcen zur Verfuegung stellen, zu einer professionellen und innovativen Auseinandersetzung zwischen den Kuenstlern und Institutionen.
4.2 Ein Kuenstlerhaus in Siegen wird jungen Kuenstlern nicht nur die Moeglichkeit
geben in Ruhe bei geringen Kosten zu arbeiten, sondern auch alles notwendige Wissen um ein professionelles Arbeiten in einem Kunstmarkt vermitteln. Der Kuenstler wird sich begreifen, wie ein Selbstaendiger und verschiedene Kenntnisse erwerben muessen. Das Kuenstlerhaus Siegen e.V. wird fuer die hier arbeitenden Kuenstler und aber auch fuer Kuenstler aus der gesamten Bundesrepublik Seminare und Seminarreihen zur Professionalisierung veranstalten.
Angedachte Seminare:
Existenzgruendung
Sozialprogramme
Eigenwerbung und Selbstdarstellung von Kuenstlern
Qualifizierungsprogramme fuer Kuenstler
Kuenstler und Galerien
Entstehung der Preise von Kunstwerken
Urheberrecht, Folgerecht, Reproduktionsrecht, etc
Verbaende und Vereinigungen
Foerderprogramme
Zu den notwendigen Faehigkeiten eines Kuenstlers gehoeren nicht nur sein professionelles und qualitatives Schaffen, sondern auch alle Belange eines geschaeftlichen und betrieblichen Handelns. Ein Kuenstler muss sich selbst vermarkten koennen, selber eine Akquisition betreiben, Eigenwerbung herstellen, Geschaeftsbeziehungen aufbauen und pflegen, Informationen haben ueber moegliche oder notwendige Versicherungen, wissen wie er eine Buchfuehrung zu machen hat, was steuerlich auf ihn zu kommt, usw. Hier wird das Kuenstlerhaus zusammen mit den Berufsverbaenden (BBK), den Gewerkschaften (IG Medien), der Kuenstlersozialkasse, der Landesausgleichsbank, dem Finanzamt usw. ein Programm konzipieren, welches einen wirklichen Berufsstart in eine erfolgreiche Karriere ermoeglicht.
Neben der geschlossenen Seite, dem Elfenbeinturm eines Kuenstlerhauses, wo Kuenstler in Ruhe schaffen koennen, muss ein solches Gebaeude mehrere offene Seiten haben, die den Kontakt der Siegener Bevoelkerung zu dieser neuen Institution erleichtern. Eine offene Seiten koennte eine Gastronomie sein, die jedoch nicht vom Kuenstlerhaus selber betrieben wird, sondern normal an einen Gastronom verpachtet wird. Eine weitere Komponente ist der Ausstellungs- und Veranstaltungsraum des Hauses, der unter anderem auch als Seminarraum genutzt werden soll. Neben dem Ausstellungsraum betreibt das Kuenstlerhaus einen Kunst-Shop, in dem immer Arbeiten aller Kuenstler des Hauses zu erwerben sind. Neben dieser Praesenz nach Aussen vertritt das Kuenstlerhaus die Kuenstler nicht nur im Ausstellungsraum und im hauseigenen Kunst-Shop, sondern auch im Internet. Hier wird systematisch eine Darstellung in Text und Bild aufgebaut. Darueber hinaus wird das Kuenstlerhaus seine Kuenstler auf Kunstmessen vertreten.
Copyright 1999: Thomas Kellner, Jochen Dietrich, Xenia Frisan und Lutz Kraemer, Rita Petri
Zum Thema Kuenstlerhaeuser:
http://www.goethe.de/kue/bku/khs/deindex.htm
Anmerkungen 2006 (Thomas Kellner):
Die meisten der anvisierten Gebaede sind heuet bereits in anderer Nutzung. Eine heutige Konzeption eines solche Gebaudes sollte mehr kreative Berufe ( " creative industries" ) beinhalten und unter einem Dach mischen. So liessen sich mehr Synergien erzielen und das Gebaeude selber einfacher finanzieren, da "normale" Mieter auf der einen Seite und gefoerderte Mieter andererseits, auf unterschiedliche Weise zur Finanzierung beitruegen.