Thomas Kellner Architekturen in Frankfurt
Ausstellung der Art Galerie zu Gast in den Räumen der Galerie Poller
Thomas Kellner Architekturen
21. Januar bis 28. Februar 2009
Vernissage: Mittwoch 21. Januar 2009, 18 Uhr
Ab dem 21. Januar zeigt die Art Galerie die Ausstellung Thomas Kellner Architekturen in den Räumen der Frankfurter Galerie Poller. Beide, Thomas Kellner und die Art Galerie haben eine große Fangemeinde im Frankfurter Raum und konnten Thomas Poller für die Überlassung der Räumlichkeiten in Frankfurt gewinnen, um die Architekturen Kellners einmal in Frankfurt zu zeigen.
Zu Thomas Kellners Architekturen
In den großformatigen Lichtbildern von Thomas Kellner (Jg. 1966, lebt und arbeitet in Siegen/ Deutschland) begegnen sich Fotografie, Collage und Film.
Schon während seines Kunststudiums an der Universität Siegen von 1989 bis 1996 experimentierte Kellner mit selbstgebauten Lochkameras und schuf verschiedene Lochkamera-Werkserien, Photogramme und Drucke in alternativen Techniken, wie beispielsweise Cyanotypien oder Salzpapierabzüge.
1997, nach dem Projekt „Deutschland – Blick nach draußen" entlang der deutschen Grenze, entstand bei einem Parisaufenthalt die Idee zur Werkserie „Monumente", später „Tango Metropolis", die fragmentierte Bauwerke vor Augen stellt, die einzustürzen oder auseinanderzufallen drohen. Als erstes Monument wurde der Eifelturm minutiös mit Auge, Fotoapparat und Filmmaterial vermessen. Eine Art kaleidoskopische Fotografie ist das Ergebnis, das Gesamtbild setzt sich aus fragmentierten Einzelansichten zusammen – eine Metapher auf die Verletzlichkeit unserer kulturellen Errungenschaften und Werte.„San Francisco, Golden Gate Bridge", Brandenburger Tor", „Munal, Museo Nacional de Mexico", „Washington The Capitol", oder „Great Wall of Mutianyu" „Tango Metropolis" folgte 2003 die gleichsam offen angelegte, Innenräume vorstellende Werkserie „Dancing Walls". Die bevorzugten Bildmotive sind hierbei Treppenhäuser und Empfangshallen von Museen, Bibliotheken oder Palazzi. Am Anfang der „Dancing Walls" steht die programmatische Arbeit „British Museum, 2005", die in ihrem in Einzelelemente gegliederten Bildaufbau das architektonische Projekt „Great Court British Museum" des bekannten Architekten Norman Foster kongenial umsetzt. Weitere Höhepunkte der Werkserie bilden die Reihe prunkvoll ausstaffierter, goldglänzender Innenansichten Genueser Palazzi aus dem Jahre 2005, die pars pro toto ein Gesamtbild der Stadt entwerfen, daneben die jüngere Einzelarbeit „Mexiko Munal" von 2006, die erneut mit dem Motiv des Treppenhauses eine traditionsreiche Metapher aufgreift.„Kellner steht David Hockney und dessen Idee näher, eine Sache mit mehreren Bildern festzuhalten, weil sie mit nur einem Photo nicht zu erfassen ist […]. Thomas Kellner photographiert demnach keine Architektur, sondern Wahrnehmungen von Architektur. Er rekonstruiert unser Bildgedächtnis. Er dokumentiert nicht, sondern archiviert. –2000", Genoa/Italy, 2004, "Vues d’architecture", Musée de Grenoble/France, 2002. Einzelausstellungen seiner Arbeiten wurden u.a. gezeigt in Aarhus, Brasilia, Boston, Chicago, Köln, Giessen, Hamburg, London, Los Angeles, München, New York, Portland, Siegen und Stuttgart. –2000", Skira, Genf/Italien, 2004, "Thomas Kellner in: Aperture, New York/USA, 2003, "Thomas Kellner: Ozymandias", Fotogalerie, Cardiff/Wales, 2003, "Vues d’Architectures, Photographies des XIXième et XXième siècles", Musée de Grenoble/Frankreich, 2002 sowie "Thomas Kellner: Monumente", Städtische Galerie Iserlohn und in focus Galerie am Dom, Köln, 2001.
Seither folgen Aufnahmen architektonischer Wahrzeichen verschiedenster Länder und Kontinente wie beispielsweise die Arbeiten
Nicht ohne Ironie stellt sich Kellner dem enzyklopädischen Unterfangen, die berühmtesten Bauwerke weltweit abzulichten. Der Serie
Für die beiden aktuellen Werkserien entwickelte Thomas Kellner ein höchst individuelles fotografisches Verfahren, indem er die Bildmotive mit der Kamera entsprechend zum natürlichen Akt des Sehens nach zuvor festgelegtem Konzept aufnimmt. Was vor 1997 die Konstruktionsskizze zum Bau einer individuellen, projektbezogenen Lochkamera samt skizziertem Raster der Belichtungschoreographie war, wurde seither von einer Art Storyboard ersetzt.
Jede der seit 1997 entstandenen fotografischen Arbeiten ist planvoll aus horizontal verlaufenden Filmstreifen mit bis zu eintausenzweihundertundsechundneunzig Einzelaufnahmen zusammengesetzt. Die mit der Kamera aus jeweils leicht verschobener Perspektive aufgenommenen Einzelbilder werden am Lichtpult und Computer zu einem neuen Sehbild montiert. Als künstlerische Fotomontage - anfänglich noch aus Filmstreifen zusammengefügt und präsentiert, später als belichteter Kontaktabzug ausgestellt, aktuell auf digitalem Wege vorbereitet - legt jedes großformatige Farbfoto bei Nahsicht seinen Entstehungsprozess offen. Damit reiht sich Thomas Kellner selbstbewusst in die Traditionslinien der Fotografiegeschichte ein, die sowohl die Kamera als Apparat der Bilderzeugung, als auch den Prozess der Bildwahrnehmung hinterfragen.
Reinhold Misselbeck, ehem. Kurator für Fotografie am Museum Ludwig, Köln, in: Eikon Vol. 38, Viena, Austria, 2002
Die fragmentarische Bildsprache ist eine langbekannte Trope der Moderne. Es fällt schwer nicht an Duchamp oder Picasso zu denken, wenn man mit Kellners kubistischer und mehransichtiger Raumauffassung konfrontiert wird: die perspektivische Ansicht ist durcheinandergebracht, der festgehaltene Augenblick ist ersetzt durch multiple Momente und Blickstandpunkte. […] Wir denken an Edweard Muybridge, dessen elaborierte Anwendung serieller Selbstauslöser die elementaren Bewegungen eines galoppierenden Pferdes gezeigt hat, oder den stillgestellten Flügelschlag eines Kolibris, der durch die stroboskopischen Experimente des Harold Edgerton eingefangen wurde. […] Bei der Weiterentwicklung dieser Arbeitsweise offenbart Kellner ein Bewusstsein des Mediums in seiner Vergangenheit und Gegenwart. Seine Vorgehensweise ist selbstreflexiv wie so viele Arbeiten der Gegenwartskunst. Sie ist sogar etwas ironisch in ihrer Wahl des erhabenen Bildgegenstandes.
Alison Nordström, Kuratorin für Fotografie am George Eastman House International Museum of Photography and Film, Rochester, New York, in: Thomas Kellner, Dancing Walls, 2008.
Thomas Kellner, geboren 1966 in Bonn/ Bundesrepublik Deutschland, studierte Kunst, Soziologie, Politik und Wirtschaftswissenschaften an der Universität Siegen. 1997 wird ihm der Kodak Nachwuchs Förderpreis verliehen; seit dieser Zeit ist er als Bildender Künstler in Siegen tätig. 2003/2004 Gastprofessur für Künstlerische Fotografie an der Universität Giessen und Mitglied der Deutschen Photographischen Gesellschaft. Seit 2005 kuratiert Kellner in seiner Heimatstadt Siegen fotografische Ausstellungsprojekte und ist weltweit als Sachverständiger für Fotografie tätig.
Beteiligung an zahlreichen Gruppenausstellungen, darunter: "Mind at play", The Art Institute of Chicago, 2008, "Pieced Together: Photo Montage from the Collection", The Art Institute of Chicago, 2004, "Ars & Archittetura 1900
Die wichtigsten Publikationen: "Thomas Kellner: All shook up", The Boston Athenaeum, Boston/USA, 2008, "Thomas Kellner: Dancing Walls", 2007, "Thomas Kellner: Tango Metropolis", Galleri Image, Aarhus/Dänemark, 2005, "Ars & Architettura 1900
Kellners Arbeiten sind in bedeutenden privaten und öffentlichen Sammlungen vertreten:
Sammlung Schuppmann, Deutschland
George Eastman House, Rochester/USA;
Museum of Fine Arts, Houston/USA;
The Dayton Art Institute, Dayton/USA;
The Art Institute of Chicago, Collection of Photography, Chicago/USA,
The Boston Athenaeum, Boston/USA
Westdeutscher Rundfunk (WDR), Kunstsammlung, Köln
Worcester Art Museum, Worcester/USA.
Ausstellung der Art Galerie zu Gast in den Räumen der Galerie Poller
Thomas Kellner Architekturen
21. Januar bis 28. Februar 2009
Vernissage: Mittwoch 21. Januar 2009, 18 Uhr
Öffnungszeiten der Ausstellung:
Di. und Mi. 10 bis 14 Uhr, Do. und Fr. 14 - 19 Uhr, Sa 12 - 16 Uhr u.n.V.
Galerie Poller
Brückenstrasse 9-11
60594 Frankfurt am Main
Tel.: 069 - 62 40 42
mail-ffm@galerie-poller.com
Art Galerie
Helga Oberkalkofen