Photomeeting
Uglitsch. Russia. 260 Kilometer, fast 6 Stunden Fahrt, raus aus Moskau. Es dauert ewig, bis wir die Häuserschluchten des sozialen Wohnungsbaus der Sowjetunion und die in den Himmel ragenden Betonzähne der Neuzeit hinter uns lassen. Die Landschaft wird karg, die Häuser ärmer, endlose Brachen und meist kaputte straßen weisen uns den Weg zum Goldenen Ring, In einem der größten Länder dieser Erde mit aber nur 140 Millionen Einwohnern gibt es ganze zwei Fotofestivals. Von einem kann ich nun berichten: Von der Photoparade in Uglitsch. Im Vorfeld verglichen die Russen Uglitsch mit dem Festival in Arles oder in Perpignan. Da war wohl der Wunsch mehr der Vater des Gedanken als die Realität. Uglitsch ist ein wünderhübsches Örtchen mit 30.000 Einwohnern im sogenannten Golden Ring um das 200 Kilometer entfernte Moskau. Uglitsch liegt an der Wolgau und die Flußkreuzfahtschiffe spucken jeden Tage neue Ströme von Touristen aus, die Abends, oder nach einer Übernachtung alle wieder artig eingesammelt werden. Zu den beeindruckendsten Bauwerken gehören sicher der kleine Kreml mit der Kathedrale auf dem Blute und der Staudamm der Wolga mit Schleuse. Dann ist aber eigentlich auch schon gut. Die Touristen bleiben in der Regel kürzer als 24 Stunden, das Festival ging vom 6.-10. August und startete mit einer echten Parade der Teilnehmer über die Hauptstraße. Zentraler Treffpunkt ist das örtliche Kino, wo einer der Säle für Projektionen und Vorträge umfunktioniert wurde. Alles befindet sich sehr praktisch in Laufweite.Ausstellungsorte der Bilder reichten von der Empfangshalle der Hotels, über Zäune, stellwände das Städtische Museum, der Kulturpalast aus der Sowjetrussischen Zeit und dem Heimatmuseum. Ja man will nach 8 Jahren internationaler werden. Alle sind unglaublich bemüht dieses charmante Festival vornazutreiben. Leider gibt ein Programm nur in Russischer sprache. Trotzdem gibt es wie immer Überraschungen. Highlite des Festivals sind die unerwarteten Blumenbilder des siebenfachen worldpress photo Preisträgers Vladimir Via…. Die auf Staffeleien in der Eingangshalle des Nobelhotels auf die Besucher als wahre Kunstwerke eines doch in sich gekehrten verletzlichen Mannes warten. Nein, natürlich sind es nicht die Blumenbilder eines russichen van Gogh, die uns bewegen, sondern die Bilder junger Russen. Das Projekt Northern Line von Sergey Poteryaev gehört dazu, oder die Arbeit von Nikolay Mukhanov die an Bellmers Puppenbilder berinnert., Doch entrücken sie uns in einer anderen und geheimnisvoll verschlüsselten Weise.
Bei den Vortragenden war auch Brendan Hoffmann, der seit Beginn der Krise in der Ukraine für getty images und die Washington Post berichtet. In dem sehr spnatan entwickelten Portfolioreview gab es insbesondere drei Arbeiten, die auffielen. Die Arbeit über ihre Famile, der in Hamburg lebenden Russin Ekaterina solovieva , ein Projekt der vermeintlichen Privatheit des Internets, die der junge Russische Künstler nachts auf die Häuser zurückprojeziert und aber vor allem die Serie von prorussischen Rebellen von Pavel Volkov, Soldaten und Einwohnern aus Donezk und kasan, die unangenehm unsere eigene Position in Frage stellen.
Ich wünsche dem Festival und vor allem der Verwaltung Uglitschs, dass Sie mehr Mut haben und den Bildern viel mehr Raum geben. Es lohnt, weil wir mehr Bilder aus Russland brauchen um einander zu verstehen.