Produktionsmittel des Fotokünstlers
Von SW-Film über Lithfilm-Rollenware zum Amateurfilm Kodak Gold
Während meines Studiums beschäftige ich mich mit experimenteller Fotokunst. Die Anschaffung einer Mittelformat-Kamera, wie es Fotostudenten zu der Zeit machten, war mir immer zu teuer und kam für mich nicht in Frage. Einmal lieh ich mir von meinem Professor der Universität eine Kamera, als ich als sein Assistent Repros für einen Ausstellungskatalog machen sollte. Viel später lieh ich mir diese Kamera dann noch einmal aus, als ich für den Kunstverein Siegen Repros der Sammlung Ruth Nohl machen sollte. Eigentlich arbeitete ich immer mit einer Spiegelreflexkamera, die im Alter von 12 Jahren erworben hatte und fotografierte mit schwarzweißen Filmen der Marke Ilford. Ab dem 2. Semester fotografierte ich aber meistens mit selbstgebauten Lochkameras. Die Mittelformat-Kamera gab es jetzt für unter 5 Mark und in 45 Minuten Bauzeit. Für andere Kameras benutzte ich Rollenware von Lith-Film und schnitt mir diese selber zu um den Film in Blechdosen und Blecheimern, Mülltonnen oder gar in einem Lastwagen dem Licht auszusetzen und Bilder zu machen. In dieser Zeit hörte ich ganz auf private Fotos zu machen. Das Fotografieren kostet Geld und Zeit und ich wollte beides in die künstlerische Arbeit stecken. Familien- und Urlaubsfotos hatten für mich komplett den Wert verloren. Während meiner Abschlussarbeit für das Studium bereitete ich mich für den Kodak Nachwuchsförderpreis vor. Dank des erhaltenen Preises lernte ich Ursula Moll kennen, die immer ein offenes Ohr für mich hatte und mich hin und wieder mit Filmen unterstützte.
Meine Reise des experimentellen Schaffens führte mich 1998, nachdem ich das Studium bereits beendet hatte, nach Berlin. Dort versuchte ich mich an der Cross-Entwicklung eines Diapositivfilms, leider ohne Erfolg. Fuji-Filme haben rote und grüne Streifen und eignen sich nicht für Kontaktprints. Ursula Moll sorgte dafür, dass ich mit Kodak-Profifilmen anfing zu arbeiteten, doch bedauerlicherweise veränderte sich die Produktion zu schnell. Daher entschied ich mich für Amateurfilme. Ich verwende bis heute 400 ASA Filme, da weniger Licht durch die vielen Linsen kommt. Ich wäre immer gerne auf eine Mittelformat-Kamera umgestiegen, aber über Investitionsgüter reden wir in einem anderen Blogartikel.
Fotokunst auf Fotopapier
Nach den Filmen ist für den Fotokünstler das Fotopapier das wichtigste Material. Während des Studiums machte ich alle meine Abzüge im Labor selber, bis auf Farbabzüge, wo ich nur ganz wenige selten selber gemacht habe. (Mal sehen, ob es dafür irgendwann einen Sammler gibt) In dieser Zeit kaufte ich in erster Linie Barytpapiere für SW-Abzüge, nach dem Studium blieb ich der SW-Fotofotografie parallel zu den Farbaufnahmen bis ca. 2005 treu.
2006 hatte ich viele Projekte und die Bilder wurden immer größer, da die Galerien und Sammler nach immer größeren Bildern fragten, quasi der Effekt der Becherschule. Filme kann man nur im Handgepäck transportieren und dürfen nicht wie Koffer gescannt werden. Ich kann mich erinnern, dass ich einmal ca. 20kg nur an Filmen im Handgepäck transportierte und wirklich Angst hatte, dass die Gepäckkontrolle den Transport untersagen würde. Ab diesem Zeitpunkt verzichtete ich auf das parallele Arbeiten mit schwarzweißen Filmen. Es bleibt zu sagen, dass Fotokünstler mit Erfahrung Barytpapier (das klassische Fotopapier) benutzten, weil diese Abzüge anders als die PE-Papiere länger stabil sind und besser archiviert und gesammelt werden können. Man unterscheidet grundsätzlich zwischen Kunststoffpapieren und solchen mit einem reinen Träger aus Papier. Ansonsten würde ich heute 5 Arten von Fotopapieren unterscheiden:
- Das Positivpapier Ilfochrome von der Marke Ilford wurde ebenfalls weniger benutzt. Historisch betrachtet war Ilfochrome der Nachfolgenamen des in den 1960-er Jahren von Ciba-Geigy entwickelten Cibachrome-Verfahrens, das von Ilford unter dem Namen Ilfochrome weiterentwickelt wurde. Diese Papiere dienten in erster Linie zu Abzügen von Diapositiven.
- Normale C-Prints oder Chromogenic prints. Die meisten kennen noch einfach Farbabzüge von Kunststoffpapieren als PE- oder auch C-Prints genannt, wie wir sie im Familienalbum finden.
- Das schwarz-weiße Barytpapier, auch Silbergelatine- oder Gelatinesilberabzug genannt, bekommt seinen Namen durch den hohen Silbergehalt. Dieses Verfahren ermöglicht eine Ausarbeitung auf qualitativ hochwertiges Fotopapier mit unterschiedlicher Härte und Dicke des Papiers. Hier wird eine Schicht von Silbernitrat mittels Gelatine auf dem Bogen Papier gehalten.
- Digital belichtete Fotos entstanden erst in der 2000er Wende. Es gab sowohl digital belichtete analoge chemisch entwickelte Papiere, als auch Drucke mit Pigmenten und Tinten. Die meisten Digitaldrucke werden heute mit pigmentierten Tinten auf hochwertigen Papieren gedruckt.
- Es gibt selbst gemachte Fotopapiere, diese sind aber eher rar. Diese Verfahren, die sogenannten kunstfotografische Edeldruckverfahren, zu denen das Salzpapier, die Zyanotypie, der Gummidruck, der Pigmentdruck, der Platin- und Palladiumdruck und viele mehr gehören, stammen aus der Zeit, als Fotografie erfunden wurde und basieren auf der Lichtempfindlichkeit aller metallischen Salze. Ein Fotopapier, das jeder selber machen kann, hat jeder dabei: Die eigene Haut, Aufkleber auf der Haut. Aber auch das Holz, das nachdunkelt oder die Kartoffelstärke.
Die Entstehung eines Fotolabors
Bis 1998 durfte ich in der Uni das Fotolabor benutzen. Im gleichen Jahr zogen wir mit vier jungen Künstlern in die Ateliers in der Friedrichstraße. Dort richtete ich mir nach und nach ein Labor ein. Ich besorgte mir die geeigneten Utensilien wie Vergrößerer, Wasserbecken, Laborschalen, auch Chemie, einen Durchlauferhitzer für eine gleichmäßige Wassertemperatur und vieles mehr. Ich machte meine ersten Ausstellungsabzüge. 2000 war mein Fotolabor und mein Atelier in der Friedrichstraße fertig eingerichtet, endlich konnte ich produzieren. Es entstanden große Abzüge der Serie Venedig und eine Serie Arbor, umkopierte und vergrößerte Fotogramme. Allerdings war der Druck auf farbige Arbeiten sehr viel größer. Ab1999 arbeitete ich für die Farbabzüge erst mit der Firma Besser in Siegen, dann einem Labor in Bonn und schließlich mit der Firma ViaBild in Köln zusammen. Fachlabore konnten mich in dieser Zeit und bis heute mit ihrer qualitativ hochwertigen Qualität der Abzüge perfekt unterstützen. Wenn man einmal einen Masterprint gesehen hat und verstanden hat wie sehr man selber limitiert sein kann, sucht man die perfekten Assistenten oder Partner für die Zusammenarbeit.
Das pinke Skizzenbuch, eine Kladde aus Prag, ein Stift und Tesa meine besten Freunde
Loses Schreibmaschinen Papier, Tagebuch, Reisebuch, Skizzenbuch alles Mittel für Notizen
Während der experimentellen Phase meines Studiums hielt ich Notizen auf normalem Schreibmaschinenpapier (Copy DIN A4) fest. An einem gewissen Punkt, wo ich nicht mehr wusste, wie ich mit der Ansammlung der losen Papierzeichnungen agieren sollte, stieg ich später auf Zeichenbücher um. Meine Kladde aus Prag, welche einen pinken Einband hatte, versammelte Ansichten, Notizen, Experimente aus meiner Studienzeit, die ich später binden ließ. In dieser Zeit entwickelte ich das Verständnis zu sehen und dachte über die Abbildung der Kamera nach und der Verzerrung der Perspektive, außerdem wollte ich einem Panorama entgegengehen und verstehen, wie dies gelingt. All das hielt ich in der Zeit auf losen Blättern fest. Meine eigene Theorie des Sehens.
7 Jahren nach der Deutschen Einheit wollte ich nicht die ehemalige innerdeutsche Grenze fotografieren, sondern für meine Staatsarbeit die neue gesamtdeutsche Außengrenze. Ich brauchte daher schnell ein Skizzenbuch, um meine Reise als Tagebuch und Dokumentation festzuhalten. Bis 2005 berichtete ich auf Reisen in meinem Zeichentagebuch von Sammeleindrücken, machte Skizzen, hielt Architekturen zeichnerisch fest und plante meine Bilder. Ein Jahr später verlor das Zeichenbuch als Tagebuch von Reiseeindrücken an Bedeutung, da mit dem Laptop jetzt jeder Ort zum mobilen Büro wurde. Keine Reiseeindrücke mehr im Skizzenbuch. In meinen Zeichenbüchern hielt ich jetzt noch Index-Montagen und kleine Skizzen fest. Mein jetzt gerade vorletztes Skizzenbuch fing ich 2016 an und beendete es im Jahre 2021. Manchmal füllen sich meine Zeichenbücher schneller mit laufenden Projekten, ein anderes dauert schonmal länger. Skizzenbücher die kaputt oder zu zerstört sind lasse ich neu binden.
Der Stift des Künstlers
Natürlich braucht man als Künstler Stifte: Zeichenstifte, Signierstifte, Stifte zum Malen, notieren, messen usw. Für das Signieren benötige ich ganz unterschiedliche Stifte. Der ungefährlichste und klassische Stift ist der Bleistift. Am liebsten der B3. Der Bleistift schreibt aber nicht auf allen Materialien und so benutzte ich häufig einen Pigment-Liner, der licht- und wasserbeständig und dokumentenecht ist. Im Skizzenbuch verwendete ich auch Pigment Liner, da diese nicht verwischen. Auf anderen Stoffen wie auf Kunststoffpapieren oder beim Skalieren auf Kreppband benötigte ich wieder andere Stifte.
Die Lehre des Aggressiven Klebstoffs und die Weiterentwicklung der Fixierelemente
In der Kunst hat man ständig etwas festzuhalten, zu montieren, zu kleben, zu fixieren oder einfach von Bewegung zu schützen. Am Anfang machte ich den Fehler und benutze UHU Klebstoff und Tesafilm zum Fixieren von Fotos in meinem Zeichenbuch oder in Passepartouts für Ausstellungen. Leider ging der Kleber durch das Bild und ließ es verblassen, diese Klebstoffe können bis zu 10 cm und weiter durch ganze Blöcke von Papier emporkommen. Meistens sieht man dann eine gelbe Schlange des flüssigen Klebers oder ein kleines gelbes Viereck der darunterliegenden Tesa-Röllchen. Heute benutze ich hauptsächlich säurefreien Buchbinderleim für Index-Montagen. Für das Fixieren von Objekten benutze ich P90 Klebeband. Dies ist säurefrei und damit umgehe ich den Prozess des Durchsickerns dieser aggressiven Klebstoffe. Das gleiche Klebeband benutze ich, um Fotos, Papier und Arbeiten in Passepartouts zu montieren. Mein wichtigstes Klebeband ist aber das der Marke Tesa. Ganz banaler, schnöder Tesafilm, wie wir ihn aus jedem Büro und Haushalt kennen. Hiermit klebte ich meine Negativstreifen zu großen Bögen von Film zusammen. Damit er weniger sichtbar ist und auch weniger Dreck anhaften kann, schneide ich ihn auf der Rolle mit dem Cutter in 3mm Breite. 1998 habe ich so bei einer Präsentation von Kodak einen 140 x 140cm großen Negativbogen als Leuchtkiste präsentiert. Tesafilm tut meinen Negativen zwar nicht gut, aber nur so kann ich die großen Kontaktbögen herstellen bzw., so werden die Filme passend gescannt, welches langfristig meine Arbeit der Nachwelt überliefern kann.
Autor
Maurice Fey, geboren am 20. November 1999 in Siegen
Praktikum: im Atelier Thomas Kellner 2021/22
Besondere Interessen: Kunst, Poesie, Music
Ziele: Ein freischaffender Künstler werden