Blickmaschinen
Sie lenken, fesseln, verführen und täuschen das Auge des Betrachters: Anamorphosen, Laterna Magica-Geräte, Kaleidoskope oder Perspektivtheater. Heute wenden sich viele zeitgenössische Künstler den Bildern zu, die von diesen optischen Apparaten und Geräten erzeugt werden, die als Vorläufer des heutigen Films, Fernsehens und des digitalen Zeitalters gelten. Die Künstler beziehen diese historischen Medien oft in ihre Werke ein und verwenden dazu Video, Digitalkamera oder Computer. Ihr Interesse wird jedoch nicht von nostalgischer Sehnsucht geleitet, sondern von dem Ziel, die Produktion heutiger Bilder zu hinterfragen, die aktuelle Art des Sehens zu untersuchen und den Prozess der Bilderzeugung zu visualisieren.
Die Ausstellung "Blickmaschinen" widmet sich diesem Thema mit Werken von 40 zeitgenössischen Künstlern seit den 1960er Jahren wie Dennis Adams, Olafur Eliasson, Hans-Peter Feldmann, Douglas Gordon, Rodney Graham, William Kentridge, Mischa Kuball, Pipilotti Rist, Thomas Ruff, Robert Smithson oder Kara Walker. Die Arbeiten dieser Künstler werden zusammen mit ca. 200 historischen Werken aus der bedeutenden Sammlung des Filmemachers Werner Nekes gezeigt.
Durch diese Gegenüberstellung bietet die Ausstellung einen noch nie dagewesenen Blick auf die Ursprünge der Bildproduktion und auf die Verflechtung von Fiktion und Realität, Illusion und Vision. Zusammen mit den kulturgeschichtlichen Exponaten aus der Sammlung Nekes wird die historische Entwicklung der Bildproduktion vor dem Hintergrund der jeweiligen technischen Möglichkeiten aufgezeigt. Die Objekte werden als Werkgruppen mit medienarchäologischen Stationen innerhalb des thematischen Rahmens der Ausstellung präsentiert. Zum Teil sind sie in Vitrinen ausgestellt, zum Teil können sie vom Publikum benutzt werden.
Die künstlerischen Arbeiten hingegen visualisieren die spezifischen Bedingungen und Eigenschaften, die die Entstehung künstlerischer Bilder und die Befragung von Bildern bestimmen. Die Materialisierung von überlieferten Konzepten und Apparaten bedeutet mehr als eine Wiederbelebung: Sie birgt das Potenzial für Entwicklung und Innovation, für Staunen und Experimentieren. Durch den Vergleich von Bildern - erzeugt durch Instrumente und verschiedene Technologien - und der Fähigkeit des menschlichen Auges, Bilder zu verarbeiten, findet eine Untersuchung der Art und Weise statt, wie wir visuell und kognitiv sehen.
Die Wanderausstellung beginnt im Museum für Gegenwartskunst Siegen (23. November 2008 - 10. Mai 2009). Weitere Stationen sind das C3 Center for Culture & Communication Foundation in der Mücsarnok/Art Gallery, Budapest/Ungarn (19. Juni 2009 - 30. August 2009) und das Centro Andaluz de Arte Contemporáneo, Sevilla/Spanien (17. September 2009 - 22. November 2009).
"Visual Tactics" wird gefördert durch die Kunststiftung des Bundes, das Land Nordrhein-Westfalen und Pro Helvetia. Die Ausstellung ist Teil des Kulturprogramms der Europäischen Union.
Kuratoren der Ausstellung: Nike Bätzner, Eva Schmidt, Werner Nekes
in Zusammenarbeit mit Miklós Peternák und José Lebrero Stals.
Zur Ausstellung erscheint ein umfangreicher Katalog im Dumont Verlag.
Das Museum freut sich, eine breite Palette an speziellen und spannenden Veranstaltungen im Zusammenhang mit der Ausstellung anbieten zu können. Dazu gehören Vorträge und ein Symposium, Filmvorführungen, pädagogische Führungen, Workshops, Führungen für alle Altersgruppen und Familientage.
Teilnehmende Künstler: Dennis Adams , Pierre Bastien , Sergio Belinchón , Gábor Császári , Attila Csörg? , Jochen Dietrich, Sebastián Díaz Morales , Olafur Eliasson , Miklós Erdély , Hans-Peter Feldmann , Douglas Gordon , Rodney Graham , Ulrike Grossarth , Margarete Hahner , Haus-Rucker-Co , Thomas Kellner, William Kentridge , Rachel Khedoori , Dieter Kiessling , Jürgen Königs, Mischa Kuball , Julio Le Parc , Dóra Maurer , Katharina Meldner , Tim Noble & Sue Webster, Dore O., Giulio Paolini, Steven Pippin, Hermann Pitz, Sigmar Polke, Markus Raetz, Pipilotti Rist, Miguel Rothschild, Thomas Ruff, Ed Ruscha, Alfons Schilling, Nicolas Schöffer, Regina Silveira, Robert Smithson, Roland Stratmann, Zoltán Szegedy-Maszák und Márton Fernezelyi, Eulália Valldosera, Kara Walker.