Das neue Wahrzeichen Elphi, die Elbphilharmonie Hamburg
Im sonnig goldenen Oktober 2021 machte sich Thomas Kellner bei strahlend blauem Himmel auf den Weg, die Elbphilharmonie auch Elfi genannt, in einem neuen Licht der Fotokunst abzubilden, mit dem Ziel, seine Arbeit 2023 fertigzustellen.
Der Künstler untersuchte nicht nur die äußerliche Wirkung der Die neue Serie über die Elbphilharmonie Hamburg, sondern auch die des beeindruckenden Konzertsaals im Innenraum. Er definierte das Bild der Elfi, die Hamburger Elbphilharmonie, mit seiner Bildsprache neu zu einem intensiven Blick auf das beeindruckende Wahrzeichen. Mit dieser Serie erschuf Kellner einen neuen verzerrten Blick des Wahrzeichens in einer dekonstruktiven, jedoch rekonstruierten spielerischen Art des Objektes, wie wir sie von der Elfi, die Elbphilharmonie noch nicht kennen.
„So, wie die Maße eines kleinen Bildmotivs bei Kellner letztendlich diejenigen des Großbilds bestimmen, so entscheidet sich in den kleinen strukturellen Punkten bei Cage der Gesamtaufbau.“ Julia Kneppe, Schnittstelle Rhythmus, Zufall, Dekonstruktion?, in: Thomas Kellner (Hg.), Thomas Kellner. Kontakt, Lüdenscheid, Berlin 2014, 31–35, 36–40 engl.
Der Bau eines neuen Wahrzeichen: Die Elbphilharmonie Hamburg
Die seit Januar 2017 fertig gestellte Konzerthalle, die Elbphilharmonie im Hamburger Hafen, ist eines der teuersten Wahrzeichen der Hansestadt Hamburg. Die Fertigstellung des Gebäudes war nach einem mehrjährigen Vorlauf für das Jahr 2010 vorgesehen, verzögerte sich jedoch bedingt durch einen anderthalbjährigen Baustopp mehrfach. Erst nach der Wahl des Bürgermeisters, heutiger Kanzler, Olaf Scholz und einer in 2013 stattfindenden Projektneuordnung zwischen Architekten und Bauherren wurde das neue Wahrzeichen weitergebaut und 2017 vollendet. Die voraus geplante Summe zur Fertigstellung des Gebäudes betrug 77 Millionen Euro diese wurden um das 11.24-fache verfehlt und führten zu einem Betrag von rund 866 Millionen Euro. Einer der Architekten des Elbphilharmonie Projekts in der Hansestadt Hamburg, Pierre de Meuron, fing ernsthaft an in Betracht zu ziehen, das Projekt abzubrechen, als ihm vorgeworfen wurde, er würde mit immer wiederkehrenden Extrawünschen und der nicht einzuhaltenden Lieferung der Baupläne die Baukosten in die Höhe treiben. Er sagte, er habe bislang nirgendwo auf der Welt ein Projekt erlebt, bei dem die Beteiligten sich derart das Leben schwer machten. Für das Projekt, mit einer Summe von rund 866 Millionen, bekamen Jacques Herzog und Pierre de Meuron ein Honorar von 94 Millionen Euro, welches nach ihren Angaben aber keinen Gewinn erzielte. Der Entwurf von Herzog & de Meuron für die Elbphilharmonie Hamburg gilt heute als unübertroffen.
„Er fängt spielend den Rhythmus der von Menschenhand erschaffenen Welt, voll von errichteten Kirchenbauten und Fabriken ein, und serviert dem Betrachter nicht die Denkmäler im Einzelnen, sondern den Rhythmus der gesamten Landschaft.“ Irina Chmyreva, genius loci, in: Oliver Seltmann (Hg.), Thomas Kellner. Genius loci – Zwei Siegener im Zarenland, Lüdenscheid, Berlin 2013, 9–14.
Ein Konzerthaus der Extraklasse. Ein neues Wahrzeichen der Stadt
Der gläserne Sockel, der an ein Segel im Wind erinnert, wurde auf dem im Jahre 1963 errichteten Kaispeichers A gebaut. Die Wölbungen der Fenster erinnern an ein aufgeblähtes Segel im Sturm. Mit dem gläsernen Segel, welches mit reflektierendem Glas versehen wurde, spiegelt es das Wasser und das Wetter der Elbe wider und sorgt somit für einen kontinuierlichen Vergleich mit der Reiseplanung der Schiffsfahrt. Detailverliebtheit lässt sich auf dem Boden der Plaza finden. Hier wurde extra eine Ziegelei angeheuert, die ästhetisch fehlerhafte Ziegel hergestellt hat. Diese stellen die Ziegel des großen Vorbilds des Kaiserspeichers A dar. Die rotbraunen Ziegel erinnern an Holz, den Bug eines Segelschiffs, die weißen Keilmauern lassen das Wasser drumherum, gleich der Gischt auf hoher See, zusammenbrechen. Eine Aneinanderreihung von Details, die die Elfi wie ein Segelschiff auf See erscheinen lassen.
Während der Fahrt mit der 80 Meter langen und 21 Meter hohen Rolltreppe zur Plaza sieht der Fahrgast über den größten Abschnitt der zweieinhalb Minuten dauernden Fahrstrecke zunächst nur, dass er auf ein Licht zufährt. Bewegt werden die Stufen der 21 Meter ansteigenden Rolltreppe, auch Tube genannt, nicht wie üblich mit einem Antrieb von oben, sondern von vier dezentralen Antrieben, die elektronisch synchronisiert sind. Die Neigung der Stufen sinkt von anfangs 23 Grad auf etwa 11 Grad am Ende der Treppenfahrt. Alles an diesem Gebäude ist extravagant und auf einen neuen Maßstab ausgerichtet worden.
Aufgrund der Höhe von 110 Metern und dem niedrigsten Punkt, der an der Ostfassade 30 Meter tiefer liegt, zählt es zu den höchsten bewohnten Gebäuden in Hamburgs Hafencity. Wer eine Nacht in dem gläsernen und mit Backstein durchzogenen Bau erleben möchte, kann dies in 37 Metern Höhe tun. Mit der 80 Meter und 21 Meter hohen Rolltreppe gelangt man zum Außendeck des Platzes, von wo sich das Panorama der Nord Elbe erleben lässt. Vor der offiziellen Eröffnung am 5. November der Plaza, wurden bereits täglich bis zu 16.000 Gäste gezählt. Ihren millionsten Besucher begrüßte sie bereits 4 Monate nach der Eröffnung. Dies geschah Ende Februar, Anfang Juni wurde die Marke von 10 Millionen Besuchern geknackt.
Die Hotelkette Westin Hotels & Resorts betreibt das im Ostteil zu findende 4 Sterne Hotel, welches sich über die 6.-20. Etage verteilt. Eröffnet wurde dies am 4. November 2016. Ein Spa-Bereich durchzieht die 6., ein Restaurant und Konferenzbereich die 7. Etage. Im 8. Stock befindet sich die Lobby, der Zugang ist von der Plaza und mit Aufzügen aus dem Eingangsbereich im Erdgeschoss möglich. Die Idee, das Hotel als Ort für alle zu nutzen ist leider missglückt, das günstigste Zimmer kostet 220 Euro, das teuerste um die 3.000 Euro.
„Musik und Architektur, die Architektur ist wie ein Abschlusspunkt, der den künstlerischen Prozess vollendet und gleichzeitig ist er auch der Ausgangspunkt für eine neue künstlerische Reise des Betrachters - das ist Kellner.“ Irina Chmyreva, genius loci, in: Oliver Seltmann (Hg.), Thomas Kellner. Genius loci – Zwei Siegener im Zarenland, Lüdenscheid, Berlin 2013, 9–14.
Das neue Wahrzeichen. Die Perfektion des Klanges
Die Elfi ist nicht nur in Bezug auf ihre Architektur ein interessantes Bauwerk, nicht zu vergessen sind die Konzertsäle. Der weltberühmte Akustiker Yasuhisa Toyota wurde für den bestmöglichen Klang im Konzertsaal engagiert. Verteilt über die ganze Wandfläche sind rund eine Million faustgroße Waben, die den Schall individuell dissipieren. Zudem wird die Akustik des großen Saals verbessert, weil er von 362 Federpaketen mit je 20 Stahlfedern getragen wird.
Der kleine Saal besitzt individuell gewölbte Wandpaneelen aus dem Loire Tal, welche extra gefräst wurden. Diese wurden wie Waben gestaltet, um eine optimale Akustik zu gewährleisten. Der kleine Saal dient vorwiegend der Aufführung von Kammermusik. Darüber hinaus steht er weiteren Nutzungen, wie Jazzkonzerten oder Banketten offen.
Der kleine Saal bietet eine Kapazität von 550 Zuhörern, deutlich weniger als der große Saal, der mit Plätzen für bis zu 2.100 die Zuhörer mit einem einzigartigen Musikerlebnis verzaubert.
Im Gegensatz zu anderen Konzerthäusern steht hier die Orgel zugänglich mitten in den Zuschauerrängen. Daher mussten die Prospektpfeifen mit einer Spezialbeschichtung geschützt werden. Das Instrument verfügt über 69 Register, wovon 380 der 4.765 Pfeifen aus Holz bestehen. Von den 84 Pfeifenreihen sind die ersten 7 Register (8' und 4') im Chorwerk mit bis zu 73 Pfeifen besetzt. Dadurch hat sie 12 Töne mehr, als Tasten auf den Klaviaturen vorhanden sind. Daher ist sie für die Superoktavkoppeln bis c5 ausgebaut.
Der Saal wird seit Beginn kontrovers diskutiert. Viele Musiker und Dirigenten streiten, ob der Klang der Elbphilharmonie ein akustisches Wunder oder doch eine Fehlkonstruktion darstellt. Ein Münchener Orchester sorgte für Empörung bei den Zuschauern, als der Startenor Jonas Kaufmann nicht zu hören war und sich das Publikum vor Verärgerung kaum bremsen konnte. Kaufmann sagte, es läge am Saal und der maßgegossenen Gipslegierung. Chefdirigent des Residenz-Orchesters klagte, in der Elbphilharmonie in Hamburg sei kein ordentlicher Holzbläserklang hinzukriegen. Eine endlos erscheinende Debatte. Doch es liegt nicht an dem Saal, es liegt an der Platzierung des Künstlers und der zu geringen Probezeit, denn hier sind die Konzerte zu dicht getaktet.
„Aus der Interaktion zwischen Kompositionsvorgang, Faktur und der Wahrnehmung des Betrachters, dem sich der unauflösbare Zusammenhang der Bilder durch den Kontaktabzug erschließt, erwächst eine zeitliche Dimension, wie man sie in erster Linie bei musikalischen Kompositionen findet.“ Julia Kneppe, Schnittstelle Rhythmus, Zufall, Dekonstruktion?, in: Thomas Kellner (Hg.), Thomas Kellner. Kontakt, Lüdenscheid, Berlin 2014, 31–35, 36–40 engl.
Jacques Herzog und Pierre de Meuron und der Bau der Elbphilharmonie Hamburg, ein ikonisches Gebäude
Die Stararchitekten Jacques Herzog und Pierre de Meuron entwarfen bereits 2007 die ersten Ansätze des spektakulären Gebäudes. Es gab bereits einen anderen Entwurf im Jahr 2000 von den Berliner Architekten Doris Gruber und Bernhard Popp, was aber vielen unbekannt ist. Im Jahre 2001 bekamen Jacques Herzog und Pierre de Meuron den bedeutenden Pritzker-Preis, vergleichbar mit einem Nobelpreis für Architekten. Auch vorher waren sie in der Architekten Welt keine Unbekannten, mit Projekten wie der Allianz-Arena in München und dem viel beachteten Umbau eines Kraftwerks zur Tate Gallery of Modern Art in London, gelang dem Architekten-Duo der internationale Durchbruch.
„Kellners Bilder zittern, sie wanken, sie tanzen.“ Julia Kneppe, Schnittstelle Rhythmus, Zufall, Dekonstruktion?, in: Thomas Kellner (Hg.), Thomas Kellner. Kontakt, Lüdenscheid, Berlin 2014, 31–35, 36–40 engl.
Die neue Serie über die Elbphilharmonie Hamburg
Der Künstler wendet hier sein Prinzip des schwungvollen Kontaktbogens an. Die Elbphilharmonie Hamburg wird in eine unbekannte dekonstruktive Perspektive gedrängt, die an eine bewegte See erinnert. Die Elbphilharmonie bildet die Fortsetzung seiner Arbeit mit ikonischen Gebäuden.
Die tanzenden, schwingenden Fragmente fördern die Schönheit, der Innenraum wird mit seiner tanzenden Ansammlung sichtbar und Details, die durch die Fassade in den Schatten gestellt wurden, werden enthüllt. Das einem Origami gleichende Foyer, wird von Kellner noch einmal fotografisch rhythmisch gefaltet. Die Dekonstruktion, des großen Saals schwingt in kubischen Rhythmen. Der kleine Saal wird so rekonstruiert, dass die Scheinwerfer im schwungvollen Kontrast der tiefschwarzen Decke einen Sternenhimmel am Firmament erscheinen lassen.
Der Blick auf die dunkle Decke wird durch die leuchtend warme Atmosphäre des Saals noch eindrucksvoller. Der Hybrid aus dekonstruktiven Elementen und Tiefe lässt ihn wie einen Horizont in der Dämmerung erscheinen.
der Kunstfotograf arbeitet in dieser Serie über die Elfi, mit Lichteinflüssen und hebt dadurch Teile in den Vordergrund. Es entsteht eine fast auratische Wirkung des Bildes und der Elbphilharmonie Hamburg.
Die Vorgehensweise von ihm lässt die Gänge des Foyers komplett aufgelöst stehen. Hier verliert man den kompletten Bezug zum realen Objekt und gelangt in eine orientierungslose, gar dadaistische Perspektive der Bildsprache. Die Fassaden der Elbphilharmonie zittern und brechen wie ein Sturm auf See. Der dynamische Künstler lässt die Elfi, wie eine Boje auf der Elbe tanzen.
Seine Arbeiten befinden sich zwischen Dekonstruktivismus, Kubismus und Montage. Der deutsche Fotokünstler Thomas Kellner wurde 1966 in Bonn geboren.