Kapellenschule Afholderbach
Wann die Kapellenschule im Netphener Ortsteil Afholderbach erbaut wurde, steht nicht fest. Jedoch gab es 1784 einen Vorschlag zum Neubau der bereits bestehenden Schule, da diese aufgrund des undichten Dachs, der beschädigten Bänke und Stühle sowie der erhöhten Brand-
gefahr die Sicherheit und Gesundheit der Schüler gefährde, hieß es.
Die Aufforderung, die Schule nicht nur neu zu bauen, sondern auch den Platz neu zu überdenken, brachte anfängliche Streitigkeiten zwischen Katholiken und Reformierten. Jedoch wurden der Abriss der alten und der Bau einer neuen Schule von der Landesregierung freigegeben. Die neue Schule wurde 1786 fertig und mit kleinen zwischenzeitlichen Restaurierungen bis 1901 genutzt. Das heutige Gebäude wurde 1910 erbaut.
Afholderbach in: Kapellenschulen, das Buch
Kapellenschulen als solitärer Architekturtypus
Kapellenschulen, wie die in Afholderbach, bilden einen solitären Architekturtypus für das Siegerland und seine angrenzenden Regionen. Als einzelnstehende und in ihrer Umgebung auffällige Gebäude legen sie die Verbindung zwischen Religion und schulischer Bildung ausgehend vom Herrschaftsgebiet des Grafen Wilhelm I. von Nassau-Katzenelnbogen (1487-1559) und seines Sohns Johann VI. von Nassau, Katzenelnbogen und Dietz (1536-1606) offen. Die hybrid genutzten Bauwerke bestanden bis ins ausgehende 19. Jahrhundert und in Teilen sogar bis ins 20. Jahrhundert.
Der deutsche Fotokünstler Thomas Kellner erkannte den historischen und kulturellen Wert dieser Bauten und machte sich zur Aufgabe dieses regionaltypische Kulturgut über ein neues Medium zu bewahren und in Erinnerung zu rufen. Mittels der Fotografie überführt er die Kapellenschulen in einen künstlerischen Kontext und gibt dem historischen Thema eine neue Dimension in der Gegenwart(skunst).
So wie die Kapellenschulen in sich zwei Lebensbereiche vereinten, vermittelt auch diese Publikation verschiedene gegenwärtige Perspektiven auf die Geschichte und Genese der Kapellenschulen. Während Kellner mit seiner fotokünstlerischen Umsetzung versucht den zwischen Profan- und Sakralbau schwankenden Gebäudetypus neu zu denken, gewähren Chiara Manon Bohn, Isabell Eberling M.Sc. Dr. Andrea Gnam und Dr. Stefanie Siedek-Strunk in Textbeiträgen einen Einblick in die historische, architektonische und religiöse Einordnung der Kapellenschulen bis hin zu den Bildern von Thomas Kellner.