Kapellenschule Oberschelden
Noch vor der Eröffnung der Kapellenschule 1754 soll es bereits Mitte des 16. Jahrhunderts eine Schule in Oberschelden gegeben haben. Die Kapellenschule mit Glockenturm war in zwei Hauptgeschosse unterteilt: Unten war die Kapelle, oben das Klassenzimmer.
Aufgrund des raschen Bevölkerungswachstums wurde nebenan eine neue Schule gebaut. Die bis 1968 genutzte Kapellenschule sollte auf Anordnung der Stadt abgerissen werden. Der 1977 gegründete Heimatverein beschloss jedoch, sie zu restaurieren und zu erhalten. Heute ist sie eine Begegnungsstätte für die Ortsvereine. Im Untergeschoss hat der Heimatverein ein Heimat-
museum eingerichtet, in dem verschiedene Exponate zur Geschichte des Siegener Stadtteils ausgestellt sind und auf Anfrage besichtigt werden können.
Oberschelden in: Kapellenschulen, das Buch
Kapellenschulen als solitärer Architekturtypus
Kapellenschulen, wie die in Oberschelden, bilden einen solitären Architekturtypus für das Siegerland und seine angrenzenden Regionen. Als einzelnstehende und in ihrer Umgebung auffällige Gebäude legen sie die Verbindung zwischen Religion und schulischer Bildung ausgehend vom Herrschaftsgebiet des Grafen Wilhelm I. von Nassau-Katzenelnbogen (1487-1559) und seines Sohns Johann VI. von Nassau, Katzenelnbogen und Dietz (1536-1606) offen. Die hybrid genutzten Bauwerke bestanden bis ins ausgehende 19. Jahrhundert und in Teilen sogar bis ins 20. Jahrhundert.
Der deutsche Fotokünstler Thomas Kellner erkannte den historischen und kulturellen Wert dieser Bauten und machte sich zur Aufgabe dieses regionaltypische Kulturgut über ein neues Medium zu bewahren und in Erinnerung zu rufen. Mittels der Fotografie überführt er die Kapellenschulen in einen künstlerischen Kontext und gibt dem historischen Thema eine neue Dimension in der Gegenwart(skunst).
So wie die Kapellenschulen in sich zwei Lebensbereiche vereinten, vermittelt auch diese Publikation verschiedene gegenwärtige Perspektiven auf die Geschichte und Genese der Kapellenschulen. Während Kellner mit seiner fotokünstlerischen Umsetzung versucht den zwischen Profan- und Sakralbau schwankenden Gebäudetypus neu zu denken, gewähren Chiara Manon Bohn, Isabell Eberling M.Sc. Dr. Andrea Gnam und Dr. Stefanie Siedek-Strunk in Textbeiträgen einen Einblick in die historische, architektonische und religiöse Einordnung der Kapellenschulen bis hin zu den Bildern von Thomas Kellner.