Kapellenschule Schwarzenau
Die ehemalige Kapellenschule Schwarzenau, das zu Bad Berleburg gehört, wurde 1858 bis 1860 erbaut. Nachdem die Schule zwei Monate lang in Betrieb war, konnte im August 1860 auch der kirchliche Teil eingeweiht werden, so dass eine vollständig funktionierende Kapellenschule entstand. Die Kapellenschule bestand zunächst nur aus einem Klassenzimmer, aber schon sechs Jahre später musste sie erweitert werden. Im oberen Teil befanden sich eine größere und eine kleinere Lehrerwohnung.
Aufgrund des raschen Anstiegs der Schülerzahlen musste ein Klassenraum angebaut werden. Doch auch hier reichte der Platz bald nicht mehr. 1956 bezogen die Schüler ein neues Schulgebäude. Die ehemalige Kapellenschule steht heute noch fast unverändert im Dorf und gehört der Kirchengemeinde, die sie als Gemeinderaum und Kirchenbüro nutzt.
Schwarzenau in: Kapellenschulen, das Buch
Kapellenschulen als solitärer Architekturtypus
Kapellenschulen, wie die in Schwarzenau, bilden einen solitären Architekturtypus für das Siegerland und seine angrenzenden Regionen. Als einzelnstehende und in ihrer Umgebung auffällige Gebäude legen sie die Verbindung zwischen Religion und schulischer Bildung ausgehend vom Herrschaftsgebiet des Grafen Wilhelm I. von Nassau-Katzenelnbogen (1487-1559) und seines Sohns Johann VI. von Nassau, Katzenelnbogen und Dietz (1536-1606) offen. Die hybrid genutzten Bauwerke bestanden bis ins ausgehende 19. Jahrhundert und in Teilen sogar bis ins 20. Jahrhundert.
Der deutsche Fotokünstler Thomas Kellner erkannte den historischen und kulturellen Wert dieser Bauten und machte sich zur Aufgabe dieses regionaltypische Kulturgut über ein neues Medium zu bewahren und in Erinnerung zu rufen. Mittels der Fotografie überführt er die Kapellenschulen in einen künstlerischen Kontext und gibt dem historischen Thema eine neue Dimension in der Gegenwart(skunst).
So wie die Kapellenschulen in sich zwei Lebensbereiche vereinten, vermittelt auch diese Publikation verschiedene gegenwärtige Perspektiven auf die Geschichte und Genese der Kapellenschulen. Während Kellner mit seiner fotokünstlerischen Umsetzung versucht den zwischen Profan- und Sakralbau schwankenden Gebäudetypus neu zu denken, gewähren Chiara Manon Bohn, Isabell Eberling M.Sc. Dr. Andrea Gnam und Dr. Stefanie Siedek-Strunk in Textbeiträgen einen Einblick in die historische, architektonische und religiöse Einordnung der Kapellenschulen bis hin zu den Bildern von Thomas Kellner.