St. Barbara Kapelle Nenkersdorf
In Nenkersdorf im Südosten von Netphen stand bis etwa 1955 eine Kapellenschule. Sie entstand in zwei Teilen im 15. Jahrhundert, wurde jedoch aufgrund ihres baufälligen Zustands nicht weitergeführt. Im 16. Jahrhundert wurde eine zweite Schule an der Sieg errichtet, auch bekannt als
St.-Barbara-Kapelle.
Sie wurde ab ungefähr 1750 ausschließlich als Kapellenschule genutzt. 1832 wurden die Schulgemeinden Grissenbach und Nenkersdorf zusammengeschlossen. Die Kapellenschule Nenkersdorf durfte jedoch ab 1892 nicht weiter genutzt werden, da das Gebäude beschädigt und somit zu unsicher war.
Die Schüler durften zunächst nur die Schule in Grissenbach besuchen, bis 1901 ein neues Schulgebäude fertiggestellt war. Dieses wurde von den Gemeinden Nenkersdorf und Grissenbach bis 1967 als Schule genutzt. Die evengalische (Abbildung) und katholische Kapelle, die heute dort stehen, wurden 1957 errichtet und ausschließlich kirchlich genutzt.
Nenkersdorf in: Kapellenschulen, das Buch
Kapellenschulen als solitärer Architekturtypus
Kapellenschulen, wie die in Nenkersdorf, bilden einen solitären Architekturtypus für das Siegerland und seine angrenzenden Regionen. Als einzelnstehende und in ihrer Umgebung auffällige Gebäude legen sie die Verbindung zwischen Religion und schulischer Bildung ausgehend vom Herrschaftsgebiet des Grafen Wilhelm I. von Nassau-Katzenelnbogen (1487-1559) und seines Sohns Johann VI. von Nassau, Katzenelnbogen und Dietz (1536-1606) offen. Die hybrid genutzten Bauwerke bestanden bis ins ausgehende 19. Jahrhundert und in Teilen sogar bis ins 20. Jahrhundert.
Der deutsche Fotokünstler Thomas Kellner erkannte den historischen und kulturellen Wert dieser Bauten und machte sich zur Aufgabe dieses regionaltypische Kulturgut über ein neues Medium zu bewahren und in Erinnerung zu rufen. Mittels der Fotografie überführt er die Kapellenschulen in einen künstlerischen Kontext und gibt dem historischen Thema eine neue Dimension in der Gegenwart(skunst).
So wie die Kapellenschulen in sich zwei Lebensbereiche vereinten, vermittelt auch diese Publikation verschiedene gegenwärtige Perspektiven auf die Geschichte und Genese der Kapellenschulen. Während Kellner mit seiner fotokünstlerischen Umsetzung versucht den zwischen Profan- und Sakralbau schwankenden Gebäudetypus neu zu denken, gewähren Chiara Manon Bohn, Isabell Eberling M.Sc. Dr. Andrea Gnam und Dr. Stefanie Siedek-Strunk in Textbeiträgen einen Einblick in die historische, architektonische und religiöse Einordnung der Kapellenschulen bis hin zu den Bildern von Thomas Kellner.