Kapellenschule Obersetzen
Seit 1775 steht die „neue“ Kapellenschule in Obersetzen bei Geisweid. Das Obergeschoss diente als Klassenraum, während der untere Teil für Gottesdienste genutzt wurde. Rund 90 Schüler und Schülerinnen aus Niedersetzen und Obersetzen besuchten anfangs die Schule. Diese Zahl stieg mit der Zeit an und erreichte zu Beginn des Ersten Weltkriegs nahezu 150. Eine größere Schule wurde errichtet. Die Kirchengemeinde übernahm die Kapellenschule für Gottesdienste und andere kirchliche Veranstaltungen.
Zurzeit des Zweiten Weltkriegs zogen viele Flüchtlinge in das kleine Dorf. Einige fanden in der ehemaligen Kapellenschule eine Unterkunft. In den 1980er Jahren übernahm und renovierte der Heimatverein Setzen das ortsbildprägende Gebäude, das er bis heute nutzt.
Obersetzen in: Kapellenschulen, das Buch
Kapellenschulen als solitärer Architekturtypus
Kapellenschulen, wie die in Obersetzen, bilden einen solitären Architekturtypus für das Siegerland und seine angrenzenden Regionen. Als einzelnstehende und in ihrer Umgebung auffällige Gebäude legen sie die Verbindung zwischen Religion und schulischer Bildung ausgehend vom Herrschaftsgebiet des Grafen Wilhelm I. von Nassau-Katzenelnbogen (1487-1559) und seines Sohns Johann VI. von Nassau, Katzenelnbogen und Dietz (1536-1606) offen. Die hybrid genutzten Bauwerke bestanden bis ins ausgehende 19. Jahrhundert und in Teilen sogar bis ins 20. Jahrhundert.
Der deutsche Fotokünstler Thomas Kellner erkannte den historischen und kulturellen Wert dieser Bauten und machte sich zur Aufgabe dieses regionaltypische Kulturgut über ein neues Medium zu bewahren und in Erinnerung zu rufen. Mittels der Fotografie überführt er die Kapellenschulen in einen künstlerischen Kontext und gibt dem historischen Thema eine neue Dimension in der Gegenwart(skunst).
So wie die Kapellenschulen in sich zwei Lebensbereiche vereinten, vermittelt auch diese Publikation verschiedene gegenwärtige Perspektiven auf die Geschichte und Genese der Kapellenschulen. Während Kellner mit seiner fotokünstlerischen Umsetzung versucht den zwischen Profan- und Sakralbau schwankenden Gebäudetypus neu zu denken, gewähren Chiara Manon Bohn, Isabell Eberling M.Sc. Dr. Andrea Gnam und Dr. Stefanie Siedek-Strunk in Textbeiträgen einen Einblick in die historische, architektonische und religiöse Einordnung der Kapellenschulen bis hin zu den Bildern von Thomas Kellner.