Hilla Becher
Siegen. Hilla Becher wurde am 02.09.1934 in Potsdam unter ihrem Mädchennamen Hilla Wobeser geboren. Sie begann schon als Kind im Alter von 13 unter dem kreativen Einfluss ihrer Mutter zu fotografieren. Hilla’s Mutter hatte in den 1920er-Jahren im Lette-Verein in Berlin eine Ausbildung als Fotografin abgeschlossen. Sie kaufte ihrer Tochter zunächst eine Plattenkamera und später eine Reflecta und trug damit durchaus zur späteren Karriere ihrer Tochter bei. Im Jahr 1951 musste Hilla gezwungenermaßen eine Ausbildung anfangen, da sie wegen aufmüpfigen Verhalten von der Schule geflogen war und somit ihr Abitur nicht vollenden konnte. Diese Ausbildung bestritt sie in dem renommierten Fotoatelier von Walter Eichgrün. Dort assistierte sie Eichgrün bei den Aufnahmen von Gärten und Schlössern und erlangte so ein Gespür für die extensive photographische Erschließung von Architektur und Skulptur. Sie entwickelt ebenfalls ein besonderes Interesse für Objekte mit einem maschinenhaftigen Charakter und begeistert sich für die Darstellung von Dingen in ihrer Plastizität durch die Anwendung von Licht und Schatten. Sie erarbeitet sich ein grundsätzliches Verständnis von technischen Formen. Sie arbeitet danach noch weiter als Luftbildfotografin und als Fotografin in der Werbung, doch diese Berufe erfüllten sie nicht. 1958 wird Hilla Becher an der Kunstakademie Düsseldorf aufgenommen, besonders an ihrer Aufnahme war, dass sie die erste Studentin war, die mit einer rein fotografischen Mappe an der Universität angenommen wurde. Dort besuchte sie unter anderem mit Bernd Becher Gebrauchsgrafik Kurse. Durch diese war es ihr schließlich möglich, die erste Fotowerkstatt an der Universität zu eröffnen. In dieser führte sie dann die MitstudentenInnen in die Arbeit in der Dunkelkammer ein. Aus Hillas und Bernds Freundschaft entwickelte sich schließlich eine Partnerschaft und Ehe, in welcher sie ebenfalls zusammen an ihren Fotografien arbeiteten. Sie verfügten zunächst nur über begrenzte finanzielle Möglichkeiten und Ressourcen und fotografierten hauptsächlich im Siegerland. Doch nach einer Weile war es Hilla Becher schließlich möglich, mit ihrem Mann Bernd Becher in die Niederlande, nach Belgien, Frankreich, Luxemburg und England zu reisen und sie fotografierten dort unterschiedliche industrielle Zweckbauten. Hilla Becher vergleicht die entstandenen Fotografien mit Portraits. Man möchte eine ehrliche Darstellung erschaffen, in der nichts beschönigt wird. Zudem können die Bilder natürlich keine ökonomischen Umstände festhalten, jedoch sollen sie das Typische des Gebäudes aufzeigen. Hilla Becher beschreibt die Bauwerke damit, dass sie ihren eigenen Klang haben und dass die Fotografien zusammen im Rhythmus und in der Tonart stimmen müssen. Hilla Becher beschreibt ebenfalls eine Faszination für die „stillen Objekten“, welche sich insbesondere in Industriegebieten finden lassen, fernab von der Idealvorstellung einer Landschaft und des Tourismus. Hilla und Bernd verstanden sich als Künstlerehepaar, sie unterschieden nicht darin, wer den Auslöser des Bildes gedrückt hat und es gab keine klare Arbeitsteilung. All ihre Werke sahen sie als ein Produkt aus ihrer gemeinsamen Zusammenarbeit an. In den 1970er-Jahren wurden ihre Werke auch in der internationalen Kunstszene bekannt, was ihnen die Möglichkeit eröffnete, auch im amerikanischen Raum ihre Fotografien fortzusetzen. Im November 1972 erhielt Hilla Becher eine Berufung als Gastdozentin für angewandte und freie Graphik an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg. Dort lehrte sie für ein halbes Jahr als Gastdozentin. Hilla Becher und ihr Mann Bernd prägten viele Schüler von ihnen sehr, so dass das Ehepaar den Begriff der Düsseldorfer Schule besetzte mit ihrer Lehre. In dieser Lehre war besonders von Bedeutung, dass der abzubildende Gegenstand zum einen aus dem Alltag entstammt und dass dieser so wahrheitsgetreu und präzise wie nur möglich dargestellt werden soll. Hilla und Bernd Becher arbeiteten kontinuierlich daran, einen Gegenstand deskriptiv abzubilden und diesen in seinen Einzelheiten zu erfassen, so dass es ihnen möglich war, die unterschiedlichen Fotografien und Gegenstände nebeneinander zu vergleichen und somit die für sie typische typologisierenden Anordnungen zu schaffen. Ebenfalls bemerkenswert ist, dass das Ehepaar bei den Fotografien die Daten der abgebildeten Gebäude erfasste. Dies betraf die bautechnischen Informationen, aber auch die Entstehungs- und Entwicklungsgeschichte des Motivs. Durch diese Vorgehensweise verhinderten sie, dass ihre Fotografien als reine Illustrationen genutzt wurden, sondern sie wurden also autonome Fotografien wahrgenommen. Ihr Aufnahmestandpunkt der jeweiligen Fotografie soll ein wenig erhöht sein, jedoch ist dies natürlich auch an die ortsgegebenen Bedingungen gebunden. Sie lehrte viele Jahre an der Düsseldorfer Kunstakademie mit ihrem Mann Bernd Becher an der Professur für Fotografie und starb am 10.10.2015 in Düsseldorf.