Thomas Kellner präsentiert seine Arbeit "Tango Metropolis" in Nümbrecht
Nümbrecht. „Tango Metropolis“ zeigt Kellners charakteristische Fotoarbeiten als Kontaktbögen mit Architekturmotiven aus aller Welt, wie den Tokyo Tower, die Golden Gate Bridge oder aber auch das Brandenburger Tor. Bei ausgiebiger Betrachtung der Werke erkennt man, dass die Bilder zusammenhängend und bewusst geschossen wurden, um sie auf bestimmte Weise zusammensetzen zu können. Es wird klar, dass ein gut durchdachtes System dahintersteckt. Die schwarzen, horizontal laufenden, mit Codes und fortlaufenden Nummern versehenen Streifen sowie dünnere, vertikal angelegte, scheinbar durchgehende Teilungen zeigen deutlich, dass es sich hier um Filmmaterial und Kontaktabzüge handelt. Dabei kann die Anzahl der Einzelaufnahmen eines Werkes bis zu 1296 sein. Diese künstlerische Methode, die Kellner erfunden hat und zu seinem Markenzeichen geworden ist, wird der „Visuelle analytische Synthese“ genannt. Aus der Sicht der Philosophie ist sie die Fortsetzung bzw. die visuelle Interpretation der Methode von Kant: Durch den Denkprozess (Deduktion) analysiert und rekonstruiert der Künstler (das denkende Subjekt) einzelne Elemente zu einer neuen Struktur, der Synthese - dem absoluten und vollständigen Wissen. Im Falle von „Tango Metropolis“ ist das das Wissen über die weltweite Architektur und das Verstehen ihrer Physik, Wurzeln und kulturellen Zeichen. Seine Werke lassen erkennen, dass er das Motiv im Voraus analysiert hat, sich ein eigenes Bild davon im Geiste gezeichnet hat und weiß, wann er die Kamera in welche Richtung drehen musste, um das tanzende architektonische Gebilde visualisieren zu können. Er sieht, plant und komponiert. Der kreative Prozess beinhaltet Konstruktion, doch das Ergebnis wirkt wie eine Dekonstruktion. Die Fotozeitschrift „Photo Italia“ schrieb sogar, dass es keinen Zweifel darangäbe, dass Thomas Kellner für die UNESCO ein Krimineller sein müsste. Jedoch bieten seine Werke außerdem eine Seh- und Erkenntnishilfe. Denn die einzelnen Bilder sind Ausschnitte, Teile eines Ganzen und imitieren im Grunde den Sehprozess. Stück für Stück, ein Segment nach dem anderen wird wahrgenommen, betrachtet und setzt sich zu einem großen Bild zusammen. So lässt sich sagen, dass die Bilder nicht die Architektur zerlegen, sondern den Blick reproduzieren und somit unsere Wahrnehmung von Architektur hinterfragt wird. Konstruktion und Dekonstruktion, Aufbau und Fragmentierung liegen in den Bildern oft nahe beieinander.
Das Hauptthema in Thomas Kellners Werken ist die von Menschen erbaute historische und zeitgenössische Welt, sie spiegelt sowohl real als auch assoziativ unter anderem Geschichte, Zeit, Spiritualität, Kultur, Macht, Geist und Stolz. Und obwohl diese Sehenswürdigkeiten und Touristenattraktionen schon unzählige Male fotografiert wurden, hat wohl noch nie jemand diese Motive so festgehalten, wie er es vermag – auf eine wahrlich einzigartige Weise.
Der deutsche Fotokünstler Thomas Kellner ist bekannt für seine Bilder von scheinbar tanzender Architektur weltweiter Sehenswürdigkeiten von außen und innen. Auch wenn seine Fotos beliebte Motive zeigen, die massenproduziert werden, ist seine Arbeit einzigartig auf Grund seiner neuen künstlerischen Methode, „Visueller analytischer Synthese“. Dabei wird nicht nur ein Bild aufgenommen, sondern viele geplante Einzelaufnahmen, um sie zu einem zusammenzuführen in Form von einem Kontaktbogen. Seine Arbeit wird häufig dem Kubismus zugeordnet, da sein kreativer Prozess Konstruktion beinhaltet, das fertige Werk aber eher einer Dekonstruktion gleicht. Thomas Kellners Werke imitieren das Wandern des Auges, welches uns Segmente des Ganzen zeigt, die zusammengeführt werden zu einem Bild. Folglich dekonstruieren seine Bilder nicht Architektur, sondern rekonstruieren unseren Blick auf sie. Gleichzeitig reflektieren seine Werke die Bilderflut, in der wir uns heutzutage wiederfinden.
Wie Prof. Dr. Frank Günter Zehnder zur Eröffnung von „Farbwelt 135-36 Kunstpreis des Kreises Düren 2009“ sagte: „Ein Trainingsfeld und Erlebnisparcours für das Sehen und Wahrnehmen, für das Erinnern und Kombinieren ist mit dieser Ausstellung nun frei gegeben.“
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