Galerie Grevy in in der Südstadt von Köln

Galerie Grevy, Köln, in der Südstadt ist Galerie und Kunst-Community.

Scholl Stiftung im November 2023 zu Gast mit Thomas Kellner von der infocus Galerie bei der Galerie Grevy in der Kölner Südstadt, der Galerie und Kunst-Community.

Köln. Die Schollstiftung zeigt vom 10. November bis zum 1. Dezember in der Galerie Grevy die Ausstellung Kapellenschulen des deutschen Fotokünstlers Thomas Kellner (geboren 1966 in Bonn). Das Projekt über die Kapellenschulen, die fälschlicher Weise auf den Begriff der Siegerländer Kapellenschulen reduziert wurden, behandelt diesen einzigartigen Architekturtypus, der profanes und sakrales, religiöses und edukatives in einem Gebäude vereint. Die Kapellenschulen wurden ab 1532 im Herrschaftsgebiet von Nassau unter Wilhelm I. und dann Johann VI. initiiert und vor allem im ländlichen Raum des heutigen Siegen-Wittgenstein, dem Westerwald und Mittelhessen gebaut.

In der Pandemie entwickelte der Fotokünstler Ideen zur Arbeit in unmittelbarer Nähe seines Wohnortes, da das Reisen auf absehbare Zeit nicht möglich sein würde. Tatsächlich vergingen vier Jahre zwischen der letzten Flugreise in 2019 und der ersten internationalen Reise in 2023. Teil 1 der Trilogie über die Heimat widmete der Künstler jenen Fachwerkhäusern, an denen Bernhard und Hilla Becher ihre Typologie entwickelten und damit weltberühmt wurden. In dem jetzigen zweiten teil der Trilogie stellt Kellner einen weiteren architektonischen Teil in der von ihm bekannten Bildsprache der Kontaktbögen vor.  Zurzeit arbeitet er bereits an Teil der Trilogie, die sich ganz den Menschen der Stadt, stilistisch ähnlich seinen Fachwerkhäusern, widmet.

In 49 Bildern thematisiert der Künstler Thomas Kellner einen Teil unserer regionalen Geschichte, die zwischen Kunst und Dokumentation oszilliert. Die Kapellenschulen bilden einen solitären Bautypus für das Siegerland und die angrenzenden Regionen. Einsam und auffällig in ihrer Umgebung stehend, verdeutlichen sie die Verbindung von Kirche und Staat, ausgehend von der Domäne des Grafen Wilhelm von Nassau-Dillenburg (* 10. April 1487 in Dillenburg; † 6. Oktober 1559 ebd.).

Nachdem Kellner sich bereits in seiner Werkreihe Genius Loci der Siegener Industriekultur in Form von Industriearchitektur gewidmet und auf den Spuren von Bernd und Hilla Becher die Fachwerkhäuser des Siegener Industriegebietes erforscht hatte, ergänzen die Kapellenschulen seine künstlerische Auseinandersetzung mit der regionalen Architekturlandschaft. Die Kapellenschulen wurden in dem für Kellner typischen kubistisch-dekonstruktiven Stil realisiert, der von Prof. Dr. Irina Chmyreva als "Visual Analytical Synthesis" oder von Prof. Dr. Rolf Sachsse als "Moderner Manierismus" bezeichnet wurde und das Motiv visuell in Bewegung setzt.

Kapellenschulen sind Gebäude, in denen sowohl Gottesdienste als auch Schulunterricht abgehalten wurden und spiegeln somit die enge Verbindung zwischen Kirche und Staat wider.

Initiator war Graf Wilhelm von Nassau-Dillenburg, der 1532 die Pfarrer anwies, sieben- bis vierzehnjährige Kinder an einem zentralen Ort an Feiertagsnachmittagen zu unterrichten. Dieses Konzept wurde ausgeweitet, so dass schließlich in fast jedem Dorf eine Kapellenschule eingerichtet wurde. Schule und Gotteshaus waren damit in einem Gebäude vereint, die Räume konnten aber auch für andere Zwecke genutzt werden. Dies machte die Kapellenschule zu einem multifunktionalen Gebäude, das bis zum Ende des 19. und teilweise bis ins 20. Jahrhundert genutzt wurde. Jahrhundert genutzt wurde. Ihr typisches Erscheinungsbild ist das eines Fachwerkgebäudes, oft mit Schieferdeckung und oft mit einem kleinen Turm für die Glocke.

Das Projekt wurde bei der Recherche und Realisierung durch Fördermittel des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen und Neustart Kultur des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien durch die Stiftung Kulturwerk der VG Bild-Kunst unterstützt.

Die nassauischen Kapellenschulen in der Galerie Grevy

Die Kapellenschulen bilden einen solitären Architekturtypus, der die Verbindung zwischen Religion und schulischer Bildung offenlegt. In einem Gebäude vereinen sich demzufolge Gottesdienst und schulischer Unterricht, was die Kapellenschulen als hybrid genutzte Bauwerke klassifiziert. Der Terminus Kapellenschule resultierte aus der partiellen Integration der Schulen in bereits bestehende Kapellen und hat sich vor allem im Siegerland und den angrenzenden Gebieten infolge geografischer und politischer Verbindungen etabliert. Die künstlerische Auseinandersetzung mit den Kapellen-schulen möchte dieses regionaltypische Kulturgut über ein neues Medium bewahren und in Erinnerung rufen. Nicht zuletzt hat die geschichtliche Unkenntnis und mangelndes Interesse zum Verkauf, Abriss oder Umbau einer Großzahl baufälliger Kapellenschulen in der Nachkriegszeit geführt. In 49 Motiven widmet sich Thoms Kellner daher einem regionalen und kultur-historischen Thema: den Kapellenschulen.

Das architektonische Erscheinungsbild

Die hybride Nutzung der Kapellenschulen ist architek-tonisch verankert und zeigt sich in einem Gebäudetypus, der zwischen Profan- und Sakralbau schwankt. Das äußere Erscheinungsbild der Kappelenschulen ist nicht religionsgebunden und gibt weder durch die Fassaden-gestaltung oder Baukonstruktion noch durch die Raum-aufteilung Aufschluss über die konfessionelle Zugehörigkeit. Die Bauten bestechen vornehmlich durch ihre zweckdienliche Bauweise.  Auf die religiöse Nutzung verweisen lediglich ein Dachreiter mit Glocke und stellenweise ein Fünfachtelabschluss des Chores sowie die Ausgestaltung des Innenraums, die zumindest im Inneren Rückschlüsse auf die Konfession zulässt. Die Kapellenschule war über den schulischen und religiösen Gebrauch hinaus ein multifunktionaler Ort für die Gemeinde, was bis heute fortgesetzt wird. Denn gerade die Nähe der Kapellenschulen zu bürgerlichen Wohn-bauten begünstigte eine Loslösung aus dem religiösen Kontext und ermöglichte eine Nutzungsänderung, nachdem die Gebäude für den schulischen Unterricht zu klein geworden waren.?

Wilhelm I. und Johann VI.

Als Initiatoren der Kapellenschulen gelten Graf Wilhelm I., genannt der Reiche, und sein Sohn Johann VI., genannt der Ältere. Wilhelm, der 1521 auf dem Reichstag zu Worms selbst miterlebt hatte, wie Luther seine Thesen und Schriften nicht widerrief, ebnete dem reformierten Glauben in seinem Herrschaftsgebiet den Weg. Während er bereits 1518 Maßnahmen gegen den Ablasshandel einführte, wurde erst mit der Einführung der Brandenburg-Nürnbergischen Kirchenordnung 1534 die lutherische Reformation in der Grafschaft herbeigeführt. 1578 führte sein Sohn Johann VI. das reformierte Bekenntnis in Nassau-Dillenburg und Nassau-Siegen ein.  Im Laufe seiner Regierungszeit erfuhren Glaube und Bildung eine besondere Bedeutung, sodass er als Förderer der Schulen und insofern ab 1567 der Kapellen-schulen gilt. Der davon ausgehende flächendeckende Aufbau von Schulen mit Unterricht für Jungen und Mädchen sowie die zunehmende Vereinheitlichung der Lehre war Teil und Antrieb der Alphabetisierung.

Die Rolle des Glaubens

Als unter Johann VI. 1578 das reformierte Bekenntnis in Nassau-Dillenburg und Nassau-Siegen einsetzte, stand die Bevölkerung innerhalb von 44 Jahren vor einem zweiten Bekenntniswechsel. Teile der Bevölkerung standen dem damit verbundenen neuen Ritus kritisch gegenüber, grundsätzlich war der Wechsel aber im Einverständnis mit dem Rat der Stadt Siegen geschehen.  Dieser trat nämlich nicht nur als Unterstützer, sondern als Initiator der Hinwendung zum Reformiertentum hervor. Der Bekenntniswechsel war Auslöser für eine Bildungsoffensive seitens Johanns VI., die zum Ziel hatte die Theologie des Katechismus und den reformierten Glauben mittels Unterrichts an die Bevölkerung heranzutragen. In Kapellenschulen wurde Jungen und Mädchen, zweifelslos anhand des Katechismus, das Lesen und Schreiben gelehrt. Ab 1624 unternahm Johann VIII. den Versuch die Erblanden zu rekatholisieren. Erfolg hatte er damit nur in Netphen und in Teilen der Stadt Siegen.

Kellners Kapellenschulen

Indem Thomas Kellner das Kulturgut Kapellenschule durch das Medium Fotografie in einen schöpferischen Rahmen überführt, gibt er dem in vielerlei Hinsicht historischen Thema eine neue Dimension in der Gegenwart(skunst). Technisch knüpft er dabei an elementare Strukturen der Architektur der Kapellen-schulen sowie deren hypride Nutzung, verkörpert durch Religion und schulische Bildung, an. So findet sich das Raster der von Kellner verwendeten Kontaktbögen in dem offenen Fachwerk oder der Schieferverkleidung der Fassaden wieder, reihen sich die diversen Kippmomente im Bild in die multifunktionale Nutzung der Räumlich-keiten ein, reflektiert die multiperspektivische Umsetzung vor allem die Wechselbeziehung zwischen religiösem und schulischem Gebrauch. Der Blick auf die Vergangenheit funktioniert immer nur aus einer gegenwärtigen Perspektive. Kellner nutzt dafür seine fotokünstlerische Position und versteht es, den Blick auf die Kapellenschulen neu zu denken und gleichzeitig seiner eigenen schöpferischen Vergangenheit treu zu bleiben.

Thomas Kellner - Kapellenschulen. Auf den Spuren der nassauischen Grafen Wilhelm I. und Johann VI.

13.11.2022 – 11.2.2023 Artgalerie, Siegen

10.11. –01.12.2023 Galerie Grevy, Köln

18.01.–23.02.2024 Kunst für Chemnitz e. V., Chemnitz

Schollstiftung kooperiert mit der Galerie Grevy

Die Scholl Stiftung hat sich zur Aufgabe gesetzt, zum einen das Werk des Kölner Künstlers und Stifters Rudolf A. Scholl (gest. 2018) zu pflegen, zu würdigen und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, zum anderen durch Ausstellungen, Lesungen, Vorträge und Konzerte generell die bildenden Künste und Musik zu fördern und dabei einen Raum für interdisziplinären, künstlerischen Dialog anzubieten. Außerdem pflegt und fördert die Scholl Stiftung die Werke und Projekte des Komponisten Michael Gregor Scholl, Sohn des Stifters - dessen aktuelle Arbeit Caprices en noir. Phantastische Reflexionen zu Alfred Kubin am 06. Januar 2024 im Konzerthaus Berlin am Gendarmenmarkt uraufgeführt wird. Durch gemeinsame Projekte mit beispielsweise der AntoniterCityKirche und dem Greven Verlag und der seit 2022 bestehenden, festen Kooperation mit der Kölner Galerie Grevy, möchte die Scholl Stiftung die institutionelle Zusammenarbeit und den Austausch im kulturellen Bereich fördern und ausbauen.

Thomas Kellner, Künstler in der Galerie Grevy

Thomas Kellner wurde 1966 in Bonn geboren. Er studierte Kunst, Soziologie, Politik und Wirtschaft an der Universität Siegen. 1996 erhielt für seine Serie von Lochkameraaufnahmen Deutschland – Blick nach draußen den Kodak Nachwuchs-Förderpreis, der ihn zu einem Leben als Fotokünstler ermutigte. Seitdem lebt und arbeitet Kellner als Künstler und Kurator fotografischer Ausstellungsprojekte im Siegerland. Seit 1993 zeigt Kellner seine Arbeiten in weltweiten Einzelausstellungen, darunter vier Einzelausstellungen in New York und unter anderem in Deutschland, Australien, England, Russland, China, Frankreich, Island, Polen, Dänemark, Brasilien, Syrien, Spanien sowie in den USA und ist an zahlreichen Gruppenausstellungen und Publikationen beteiligt. Seine Arbeiten sind in bedeutenden privaten und öffentlichen Sammlungen wie etwa dem Art Institute of Chicago, dem Museum of Fine Arts in Houston, dem Museu de Arte Moderna in Rio de Janeiro, dem Baltimore Museum of Art, dem Fox Talbot Museum in der Lacock Abbey und dem George Eastman Museum in Rochester vertreten. 2003 wurde er in die Deutsche Gesellschaft für Photographie (DGPh) berufen.

Galerie Grevy

Gründer Arnd Schäfer von der Galerie Grevy, einer Galerie und Kunst-Community, beschreibt wie sich die Galerie zu einem bedeutenden Akteur in der Kunstszene entwickelt hat. Ab dem Jahr 2010 wurde durch Gespräche mit Künstlern eine Hingabe zur Kunst ausgelöst, die dem Gründer eine neue Welt eröffnete. Ursprünglich dann im Jahr 2014 als Online-Plattform für Kunst ins Leben gerufen, sollte Grevy Künstlern und Galerien die Möglichkeit bieten, sich gemeinsam zu präsentieren und dadurch mehr Sichtbarkeit zu erlangen, ähnlich wie die Plattform Artsy. Diese Initiative entwickelte sich im Jahr 2018 zu einem physischen Kunstraum namens Grevy, der anfangs 18 Künstler beherbergte. Im Jahr 2019 wandelte sich Grevy immer mehr von einer Plattform zu einer Galerie, und seit 2023 kann die Institution nicht nur den Namen, sondern auch die Lebendigkeit einer Galerie für zeitgenössische Kunst für sich beanspruchen.

Die Galerie Grevy vertritt etwa 50 Künstler. Das Galerie-Programm umfasst jährlich 10 bis 12 Ausstellungen, wobei seit 2023 auch 1 bis 2 Messeauftritte pro Jahr stattfinden. Diese Zahlen verdeutlichen das Engagement und die Vielfalt, die Grevy in der zeitgenössischen Kunstszene bietet.

Die zentrale Bedeutung für den Erfolge einer Galerie sind laut Arnd Schäfer Qualität und Kontinuität. Dies erstreckt sich nicht nur auf die Qualität der ausgestellten Kunst, sondern auch auf deren Präsentation. Die Gesamtheit einer Ausstellung, angefangen bei der Hängung bis hin zur Werbung, Kommunikation, dem gewählten Thema, dem Titel sowie der Auf- und Nachbereitung, wird als eigenständiges Element der Präsentation gesehen. Besonderes Augenmerk wird in der Galerie Grevy auf das Storytelling gelegt, um Sehgewohnheiten zu brechen, Aufmerksamkeit zu erzeugen und so dauerhaft Kunden zu binden sowie neue Kunden zu gewinnen.

Die Covid-19-Pandemie war eine herausfordernde Zeit für Kultureinrichtungen, die die Galerie finanziell gut verkraftet hat. Darüber hinaus hat die pandemische Situation zu neuen Formen der Kommunikation geführt. Ein konkretes Beispiel hierfür sind die "Neun Ateliers", virtuelle Atelierbesuche, die eingeführt wurden. Zudem wurden Streaming, Videos und Youtube als Instrumente genutzt, um die Kunst trotz physischer Distanz erlebbar zu machen. Nicht zuletzt erwies sich der Einsatz von QR-Codes als erfolgreich für die Galerie.

Diese Anpassungen in der Kommunikationsstrategie verdeutlichen die Fähigkeit der Galerie Grevy, flexibel auf die Herausforderungen der Pandemie zu reagieren und gleichzeitig innovative Wege zu finden, um Kunstinteressierte zu erreichen und zu involvieren.

Besonders herausfordernd war für die Galerie Grevy die Energiekrise und die Inflation der vergangenen Monate. Diese beiden Faktoren hatten erhebliche finanzielle Auswirkungen, da sie auf der einen Seite zu einer allgemeinen Kaufzurückhaltung bei den Kunden führten und auf der anderen Seite die Kosten für den Galeriebetrieb erhöhten. Diese doppelte Belastung stellte eine ernsthafte finanzielle Herausforderung dar.

Die gute Nachricht ist jedoch, dass sich die Situation nun langsam zu entspannen beginnt. Dies könnte darauf hinweisen, dass die Galerie Grevy erfolgreiche Strategien entwickelt hat, um mit diesen wirtschaftlichen Unsicherheiten umzugehen und sich an veränderte Bedingungen anzupassen. Die Fähigkeit, flexibel auf verschiedene Krisen zu reagieren und gleichzeitig die finanzielle Stabilität zu wahren, zeugt von der Resilienz und dem unternehmerischen Geschick des Galeristen.
Die Galerie setzt weder ausschließlich auf traditionelle Ausstellungskonzepte noch ausschließlich auf Online-Präsenz, sondern zieht stetig beides in Betracht. Die Galerie Grevy startete als Online-Plattform mit einem Onlineshop, einem Blog und Präsenz in sozialen Medien. Um die Online-Präsenz weiter zu stärken, strebt die Galerie Partnerschaften mit etablierten Plattformen wie Kooness und Artsy an.

Der Galerist erkannte die maßgebliche Beeinflussung der Sehgewohnheiten, Kommunikation und Kaufgewohnheiten durch das Internet und soziale Medien an. Statt dies zu leugnen, arbeite die Galerie kontinuierlich daran, sich anzupassen und die Chancen dieser Entwicklung zu nutzen. Der persönliche Kontakt zu Künstlern und Kunst bleibt weiterhin von zentraler Bedeutung. In diesem Kontext verschiebt sich die traditionelle Rolle des Galeristen hin zu einem Vermittler zwischen Kunde und Künstler, zum Gastgeber, Moderator und Bindeglied. Die herkömmliche Rolle des Galeristen, Kontakte zu sichern, scheint in der Schnelllebigkeit eines digitalen Zeitalters wenig zeitnah.
Zusätzlich zu reinen Ausstellungen gibt es Veranstaltungen in der Galerie, um die Besucher zu unterhalten. Diese Events reichen von Lesungen und Künstler-Talks bis hin zu Vorträgen und gelegentlich Musik, abhängig von der Kunst, dem Thema, dem Künstler und der Jahreszeit. Diese Vielfalt von Aktivitäten zeigt das Bestreben der Galerie, den Besuchern eine ganzheitliche kulturelle Erfahrung zu bieten und Kunst auf unterschiedliche Weisen erlebbar zu machen.

Die Auswahl von Künstlern erfolgt alleine durch die persönliche Begeisterung für die Kunst eines Künstlers. Nur durch diese Begeisterung kann glaubhaft eine Botschaft nach außen vermittelt werden. Bei den wöchentlichen Anfragen von Künstlern kann die Galerie mittlerweile auszuwählen. Außerdem Darüber besucht die Galerie Grevy gerne offene Ateliers, Ausstellungen und nutzt das Internet, um nach neuen Talenten Ausschau zu halten. Oftmals entstehen dabei auch Ausstellungsideen.
Für die Galerie Grevy sind insbesondere die Künstler besonders ansprechend, die über einen längeren Zeitraum ein Konzept verfolgen, es auf den Punkt bringen und eine eigene Handschrift entwickeln. Kunst muss faszinieren und berühren, sei es auf intellektueller oder emotionaler Ebene.

Thomas Kellner und die Galerie Grevy lernten sich vor zwei Jahren über die Scholl Stiftung kennen. Die Chemie stimmte von Anfang an und die Galerie war sofort von den Werken begeistert und freut sich besonders über die Zusammenarbeit mit ihm. Diese positive Einschätzung zeigt, wie wichtig persönliche Verbindungen und ein tiefes Verständnis für die Kunst eines Künstlers für die Galerie sind.
 

Arnd Schäfer der Galerist der Galerie Grevy

Arnd Schäfer, ein Galerist mit einer vielseitigen Vergangenheit, gewährt Einblicke in seine frühen Jahre und seinen Werdegang vor seiner Tätigkeit als Galerist.
Geboren und aufgewachsen ist Arnd Schäfer im bergischen Remscheid Lennep, einer Stadt geprägt von Fachwerkhäusern und einem eher beschaulichen Charme. Schon früh zeigte sich seine Neugier und Begeisterung für Naturwissenschaften und Mathematik in der Schule. Die Vielfalt und die Möglichkeit, alles verstehen zu können, weckten in ihm das Interesse, Astronaut zu werden – ein Traum, der durch den Wunsch nach ständiger Entdeckung und Erforschung motiviert wurde.
In Lennep, wo kulturelle Angebote begrenzt waren, begann sich bereits in jungen Jahren Schäfers Streben nach Wissen und Erfahrung zu manifestieren. Doch seine beruflichen Ziele als Kind sollten sich von seiner späteren Laufbahn unterscheiden.

Nach dem Abitur studierte Arnd Schäfer Ökonomie mit dem Schwerpunkt Unternehmensfinanzierung und Finanzen. Die Ökonomie, die Betriebswirtschaft und Volkswirtschaft in einem umfasst, bietet eine ganzheitliche Perspektive auf Unternehmen und Gesellschaft. Die Finanzmärkte faszinierten ihn, und die Ökonomie wurde zu einem weiteren Mittel, die Welt der Menschen und ihre Gesellschaft zu verstehen. Fragen nach dem Wohlstand von Staaten, dem Erfolg von Unternehmen und dem Funktionieren von Märkten trieben seine Forschung an.

Seine berufliche Reise führte Arnd Schäfer in das Investmentbanking, wo er als Macro-Ökonom tätig war. In dieser Position beschäftigte er sich mit den übergeordneten wirtschaftlichen Zusammenhängen und erweiterte sein Verständnis für die Funktionsweise globaler Finanzmärkte.
Die Neugier und die Suche nach Verständnis, die ihn schon in der Kindheit angetrieben hatten, fanden in der Ökonomie und im Investmentbanking einen Ausdruck. Doch wie sich zeigen sollte, war dies nur ein Kapitel in der beeindruckenden Karriere von Arnd Schäfer, bevor er schließlich den Weg in die Kunstwelt als Galerist einschlug.
Die Reise von Arnd Schäfer in die Welt der Kunst begann durch eine persönliche Verbindung. Sein Ex-Mann, Absolvent der Kunstakademie Düsseldorf, führte ihn in die faszinierende Welt der Künstler ein.

Die Diskrepanz zwischen Schäfers ökonomischer Welt und den Gedanken der Künstler weckte sein Interesse und Erstaunen. Die Entdeckung, wie unterschiedlich Menschen aus verschiedenen Bereichen denken können, fügte eine neue Ebene zu seinen bisherigen Interessen hinzu. Neben seiner Affinität zu Naturwissenschaften und Ökonomie eröffnete die Kunst eine aufregende und faszinierende Dimension.

Dieser persönliche Einblick und die Begegnung mit den kreativen Denkweisen der Künstler schufen den Grundstein für Arnd Schäfers Weg in die Kunstwelt. Diese Erfahrung prägte nicht nur seine Sichtweise, sondern ebnete auch den Weg für seine spätere Rolle als Galerist, in der er seine Leidenschaft für Kunst mit seiner breiten Expertise verbinden konnte.

Die Entscheidung, eine Galerie in Köln zu eröffnen, entsprang Arnd Schäfers unvorhersehbarem Lebensweg und seinem Talent, offene Türen und Chancen zu erkennen und zu nutzen. Die Gründung der Galerie war nicht das Ergebnis akribischer Zukunftsplanung, sondern ergab sich aus den Umständen und seiner Bereitschaft, auf Veränderungen einzugehen.

Nachdem die Bank, für die er arbeitete, in der Bankenkrise 2010 unterging, entstand der Wunsch, etwas völlig Neues zu tun. Nach einem Coaching entschied sich Schäfer für einen Wechsel ins Projektmanagement und absolvierte eine entsprechende Weiterbildung. Projekte, die immer etwas Neues beinhalten, faszinierten ihn mehr als Prozesse, die sich mit der Optimierung des Immergleichen befassen. Für ein erfolgreiches Projektmanagement sind Planung, Kreativität und Kommunikationsfähigkeiten von entscheidender Bedeutung – genau seine Stärken. Seine kreative Ader und seine Freude am Kontakt mit Menschen machten ihn im Bankenjob manchmal zu unkonventionell.

Das erste Projekt, das Schäfer initiierte, war die Online-Plattform "Grevy" für Künstler. Diese Idee bereitete ihm so viel Freude, dass er sich entschied, dabei zu bleiben. Die Ambition, einen eigenen Ausstellungsraum zu haben, wurde von den Künstlern angeregt. Als sich die Gelegenheit bot, den aktuellen Raum zu mieten, fragte Schäfer seine damals 30 Künstler, ob sie ihn dabei unterstützen würden. 18 von ihnen sagten sofort zu, und so entstand der Kunstraum, ursprünglich nur für 18 Monate geplant. Diese Entwicklung zeigt, wie Arnd Schäfer spontan Chancen ergreift und dabei auf die Unterstützung und Zusammenarbeit mit Künstlern setzt.
Als Galerist steht Arnd Schäfer vor vielfältigen Herausforderungen, und sein Arbeitsalltag ist geprägt von einer breiten Palette an Aufgaben, die von der Planung von Ausstellungen bis zur Beratung von Künstlern und Existenzgründern reichen.

Ein typischer Tag für ihn existiert kaum, da sein Aufgabenfeld äußerst vielfältig ist. Jede Ausstellung betrachtet er als ein neues Projekt, das unterschiedliche Künstler und Themen mit sich bringt. Arnd Schäfer arbeitet oft gleichzeitig an 3-4 Ausstellungen, die sich in verschiedenen Phasen befinden. Sein Tätigkeitsbereich erstreckt sich von der Ideenfindung über die Planung bis hin zur Umsetzung, und er ist in alle Aspekte involviert. Das Netzwerken mit Kooperationspartnern und Künstlern ist ebenfalls ein wichtiger Bestandteil seiner täglichen Aufgaben.

Als Galerist und Berater im Kunstbereich ist Arnd Schäfer auch außerhalb seiner Galerie tätig. Die Beratung von Fotografen und Sammlern fokussiert sich auf verschiedene Aspekte. Im Kunstbereich liegt der Schwerpunkt auf der Professionalisierung von Künstlern, einschließlich Aspekten wie Webpräsenz, Social Media, Flyer und Publikationen. Er berät zu aktuellen Trends, Ausschreibungen, Fördermöglichkeiten, und auch zu Themen wie NFTs (Non-fungible Tokens). Die Vielfalt der Fragen, mit denen Künstler zu ihm kommen, spiegelt sich in seinen breitgefächerten Antworten und seinem Netzwerk wider, um auch bei spezifischen Anliegen kompetent weiterhelfen zu können.
Arnd Schäfer ist aktiv in verschiedenen Bereichen involviert und arbeitet mit unterschiedlichen Netzwerken und Organisationen zusammen, was einen bedeutenden Teil seiner Galeristenrolle ausmacht.

Die Galerie hat wiederholt an der Photoszene teilgenommen, einer Veranstaltung, bei der in diesem Jahr die international renommierte Fotografin Herlinde Koelbl präsentiert wurde, was als großer Erfolg verbucht wurde. Die Scholl-Stiftung ist ein langjähriger Kooperationspartner, mit dem die Galerie kontinuierlich zusammenarbeitet. Weitere Partnerschaften und Kooperationen bestehen oder bestanden mit Instant Cologne, dem PAN Museum in Emmerich, der Kunstnavigation in Bonn, dem Projekt "THE ADAHAN EXPEDITION" zwischen Köln und Istanbul sowie weiteren Kulturveranstaltungen in Köln und der Kölner Südstadt.
Der Galerist Arnd Schäfer hebt zwei Situationen als prägende Momente seiner Karriere hervor. Das Treffen und die Zusammenarbeit mit der renommierten Fotografin Herlinde Koelbl 2023 zählt er als große Ehre und prägendes Ereignis. Das persönliche Kennenlernen und die Ausstellung in seiner Galerie haben nicht nur künstlerische, sondern auch persönliche Verbindungen geschaffen. Eine weitere prägende Situation ist das Feedback seiner Künstler. Trotz turbulenter Jahre durch Ereignisse wie die Corona-Pandemie und die Energiekrise erfährt Arnd Schäfer eine starke Unterstützung und positives Feedback von seinen Künstlern. Der ursprüngliche Community-Gedanke, den er mit Grevy verfolgte, trägt die Galerie weiterhin und stärkt sie für die Zukunft.

Die Kunst hat einen enormen Einfluss auf das Leben des Galeristen Arnd Schäfer, der von Kunst und Künstlern umgeben ist. Er empfindet dies als eine große Bereicherung und hat keinerlei Bedauern darüber, seinen Beruf gewechselt zu haben.
In seiner Freizeit geht Arnd Schäfer gerne spazieren und hat eine Leidenschaft für Hörbücher. Die Zeit mit seinem Mann, seiner Familie und Freunden ist ihm besonders wichtig, und sie treffen sich regelmäßig. Zur Entspannung schaut er gerne Dokumentationen aus den Mediatheken von ARTE und ähnlichen Sendern. Diese Aktivitäten bieten ihm einen Ausgleich zu seiner intensiven Tätigkeit als Galerist der Galerie Grevy und ermöglichen ihm, in anderen Interessensgebieten aufzugehen.
 

Thomas Kellner – Kapellenschulen in der Galerie Grevy

Thomas Kellner - Kapellenschulen. Auf den Spuren der nassauischen Grafen Wilhelm I. und Johann VI.
10. November bis 1. Dezember 2023
Galerie Grevy, Köln, Deutschland

Galerie Grevy
Rolandstraße 69
50677 Köln

Öffnungszeiten.
Do. & Fr. 15 bis 19 Uhr
Sa. 12 bis 16 Uhr

info@grevy.org
+49 221 16539580
www.grevy.org

Scholl Stiftung
Friesenwall 96-98
50672 Köln
Deutschland

www.scholl-stiftung.de

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