Claudia Fährenkemper: Armor
Die "ARMOR"-Serie befasst sich mit den repräsentativen Parade-und Turnieranzügen von Rüstungen, die vom 15. bis 17. Jahrhundert speziell für Kaiser, Könige und große Generäle angefertigt wurden und in wichtigen Rüstungssammlungen weltweit vorkommen. Ich war genauso fasziniert von der Form, den Merkmalen und dem Wappen der Rüstung wie von der Vorstellung, dass historische Persönlichkeiten ihre Rüstungen als Schutzhülle getragen haben. Die Bilder sind allesamt Büste-Porträts, da ich die skulpturale und materielle Präsenz des Rüstungsanzuges und damit die historische Figur in Abwesenheit "darstellen" wollte. Während ich fotografierte, erschien jeder langgegangene Träger als menschlicher Charakter vor meinen Augen. Auf diese Weise konzentrierte ich mich auf die Darstellung seiner Büste, d. h. Die Wahl der Perspektive, die den Fokus (die Richtung, in die er blickte) und die Neigung seines Helms definierte. Ein Charakter aus der Vergangenheit war niemals nur eine leblose Hülle. Auf diese Weise erlauben uns die Büsten-Porträts der Männer in Rüstung nicht nur, auf vergangene menschliche Leben zurückzublicken, sondern sie geben uns auch die Möglichkeit, über unser gegenwärtiges Leben nachzudenken. Die gelegentlichen Erinnerungen an Science-Fiction geben uns manchmal sogar eine Ahnung der vagen Zukunft.
"ARMOR" bezieht sich auf Glauben, Liebe und Hoffnung. Es erzählt uns von der Verwundbarkeit und auch von der Macht und dem Reichtum. Die Rüstungen zeigen ungewöhnliche Handwerkskunst und große Anstrengungen. Es gab verschiedene Designs, die zeigen wie sich die Stile im Laufe der Zeit veränderten. Was werden wir als Menschen in unseren Artefakten zurücklassen und werden sie in greifbarer Form überleben? Was wird unser kulturelles, spirituelles und emotionales Erbe in den kommenden Zeitaltern sein? Im Jahr 2010 inspirierte die wachsende Bedrohung durch Gewalt und Terror weltweit mein Projekt zu Rüstungen und Rittern.
Claudia Fährenkemper
Der dokumentarisch konzeptionelle Ansatz von Claudia Fährenkemper, der den Einfluss ihrer Mentoren Bernd und Hilla Becher und den „magischen Realismus“ ihrer Bilder widerspiegelt, verkörpert die fotografische Tradition der New Objectivity-Bewegung. Ihre Foto-Skulptur-Arbeit ist zwischen Ästhetik und Wissenschaft positioniert. In ihrer fotografischen Langzeitserie untersucht Frau Fährenkemper die extremen Dimensionen der im Braunkohlenbergbau eingesetzten riesigen Maschinen, den Mikrokosmos der Natur (Insekten, Pflanzensamen, Kristalle, Amphibienlarven und Plankton) und die aufwendige Verarbeitung von Anzügen von Rüstung. Sie setzt unsere zunehmend virtuell strukturierte Welt in ihren detailreichen Schwarz-Weiß-Fotografien einer starken physischen Präsenz entgegen. Die Bilder von Frau Fährenkemper wechseln zwischen der Schönheit und der filigranen Arbeit von Formen und Strukturen, einschließlich ihrer Unheimlichkeit. Für sie ist Fotografie ein zeitgemäßes, präzises Medium, um die Welt tiefer zu definieren. Ihre Bilder stellen Fragen über unser Leben und Überleben auf diesem Planeten.
Claudia Fährenkemper: Armor
19. September-25.September 2016
Pingyao International Photography Festival, Pingyao, Volksrepublik China
kuratiert von Thomas Kellner
Kellner, T., 2016. Claudia Fährenkemper: Armor. China Pingyao Internationlal Photography Festival 2016/16, 2016 (16)
Auszeichnung
Award of Excellence für Claudia Faehrenkemper beim Pingyao International Photography Festival 2016