Photo Trouvée
07. Februar-27. März 2019
Atelier Thomas Kellner, Siegen, Germany
Teilnehmer: Anne-France Abillon, Elaine Duigenan, Meggan Gould, Lorena Guillen-Vaschetti, Vadim Gushchin, Juergen Koenigs, Kent Rogowski, Sarah Strassmann
1822: Niecephore Niepce, der Erfinder der Fotografie und Konkurrent von Louis Daguerre, machte ein Bild von einem Tisch mit Glasflaschen. Dieses ist uns als das allererste Stillleben in der Geschichte der Fotografie bekannt. Stillleben waren in der Geschichte der bildenden Kunst schon immer von Bedeutung und einzelne Objekte in Bildern waren mit einer Aura gefüllt und oft ikonologisch. Als Readymade verwirklichte Marcel Duchamp das Konzept des „Objet trouvé“ in seinem Fahrrad-Rad (1913) und unter anderem in seiner Fontäne (1917). Der aus Sattel und Lenk-Stange gefertigte Picasso-Bulle zeigt, dass wir das Objekt selbst seit Beginn des 20. Jahrhunderts als künstlerischen Ausdruck akzeptieren konnten oder dass wir es zur selben Zeit als etwas anderes sehen konnten. Ebenso Anfang des 20. Jahrhunderts suchte Karl Blossfeld nach unseren natürlichen Ausdrucksformen in der Natur. Er schuf eine zeitlose Reihe von Formen, die er in Pflanzen fand. Fast zur selben Zeit malte Paul Cézanne seine bekannten Stillleben mit Äpfeln, Orangen und später Pfirsichen. In seinen Gemälden wurde Farbe sowie Form des Pinsels so wichtig wie das gemalte Objekt. Die Malerei des Objekts wurde zu einer Selbstdarstellung.
Heutzutage sind wir von Milliarden von künstlichen Objekten umgeben. Nahrungsmittel, gentechnisch veränderte Pflanzen, Industrieprodukte, monumentale Maschinen und Abfälle sind überall auf der Welt vorhanden und kreisen in Wolken um unseren Planeten. Die Künstler in dieser Ausstellung arbeiten mit dieser Wissensgrundlage zwischen dem fotografierten Objekt, das durch den Sucher wie durch das Renaissance-Fenster betrachtet wird, bis hin zum „objet trouvé“, wo das Foto selbst zum „photo trouvé“ wird. Es bleibt nur noch die Frage, was das Objekt an der Wand bedeutet.