Marc Baruth, Siegen, Deutschland
In meiner fotografischen Arbeit beschäftige ich mich hauptsächlich mit zwei Themen, die meiner Meinung nach jetzt und vor allem in naher Zukunft von großer Bedeutung sind. Zum einen ist dies die Vorstellung von der Realität: Das, wofür wir sie halten. Das, was sie sein könnte. Das, was sie gewesen ist. Auf der anderen Seite ist es die Idee der Kommunikation: Wie kommunizieren wir? Kommunizieren wir überhaupt? Wie kommuniziert die (grafische) Kunst?
Die Fragen, die meine Arbeit aufwirft - und für mich ist es wichtiger, Fragen zu stellen, als Antworten zu geben - beziehen sich immer auf diese beiden Themenbereiche und ihre ständigen Veränderungen.
Die bloße Abbildung von scheinbar "realen" Dingen und Zuständen ist für meine Arbeit nicht von Bedeutung. Ein flüchtiger Blick auf die "Realität" ist jedoch erwünscht, denn die Irritation des Betrachters, die notwendig ist, um sich mit den genannten Themen auseinanderzusetzen, kann sich nur aus dem Zusammenspiel von Realität und (digitaler) Produktion und Manipulation entwickeln.
Der Blick auf die so genannte klassische Kunst oder Malerei, die Einbeziehung scheinbar alter Themen und Darstellungsformen dient als eine Art Plattform, als eine Art kulturhistorischer Anker.
Die Übertragung dieser aus einer kollektiven kunsthistorischen Bildung bekannten Werke und Typen in ein anderes (technisches) Medium mit seinen zeitgenössischen Inhalten oder Beschreibungen führt zur Hinterfragung der eigenen Wahrnehmung, denn was dem Betrachter zunächst als allgemeingültig erschien oder von ihm eingeordnet werden konnte, löst sich nun mit der Zeit auf und lässt ihn schlichtweg zweifeln: Was ich sehe, ist nicht (oder nur teilweise) wahr.