Antarktis
Die Erforschung der Antarktis und das Bergsteigen im Allgemeinen werden oft in einem Diskurs der Eroberung, des Heldentums des Menschen gegen die Natur dargestellt. Dies setzt voraus, dass die Idee des "Selbst" in Opposition zur Umwelt konstruiert wird. In ähnlicher Weise objektiviert und entfremdet der touristische Blick den Ort als einen distanzierten "Anderen", als ein bloßes Bild, das man betrachtet, ohne mit ihm zu interagieren oder seine anderen Sinne anzusprechen. Wissenschaftliche Untersuchungen hingegen haben eine notwendigerweise rationale und leidenschaftslose Sichtweise. Die Antarktis war nie die Heimat einer indigenen Bevölkerung; keine Völker sind in die Landschaft hineingewachsen und haben sie durch Kultur, Schutz, Nahrung und Spiritualität mit sich selbst verschmolzen.
Die subjektive Perspektive, die nicht nur sehen, sondern auch fühlen kann, begreift die Einheit von Mensch und Ort. Diese Beziehung ist dynamisch und offenbart die Unbeständigkeit des Physischen und des Biologischen. Wer sich als Bergsteiger durch die Polarlandschaft bewegt, erfährt die Zerbrechlichkeit und die Kraft der Gletscherwelt mit mehreren Sinnen. Aus dieser intimen Position heraus kann die Wahrnehmung der Berge schnell von Ruhe in Gewalt umschlagen.
Das Gesamtwerk, aus dem diese Bilder stammen, erforscht die Bewegung und Vergänglichkeit der Landschaft und die Beziehung des Menschen zum Raum sowohl in der Arktis als auch in der Antarktis. Diese Bilder entstanden im Januar 2007 während meiner Arbeit als Expeditionsleiter und Crewmitglied auf einem 60-Fuß-Segelboot in der Antarktis. In den fünf Jahren seit meinem letzten Besuch (eine zweimonatige Kletterexpedition mit sechs Frauen auf einem Segelboot) waren das Fehlen von Meereis und der Verlust der Schneedecke in niedrigen Lagen erstaunlich.