Zwischen den Wassern, Vietnam 2006
" Wenn wir die Vergangenheit nicht kennen, können wir die Gegenwart nicht verstehen, und wenn wir die Gegenwart nicht verstehen, können wir keine bessere Zukunft schaffen."
Aus: Der Tod im Schloss des Königs, Peter Tremayne
Das Projekt zeigt ein Gesicht Vietnams, das von den Spätfolgen des Vietnamkrieges geprägt ist. Die Vergangenheit bestimmt die Zukunft. Dies spiegelt das Land Vietnam mit all seinen Facetten wider. Es gibt keine abgeschlossene Vergangenheit. Es gibt nur eine vielschichtige Gegenwart, die sich aus dem Gestern, Heute und Morgen untrennbar zusammensetzt und als absolut und unabhängig voneinander nie zu sehen ist. Meine Bilder sollen diese Komplexität widerspiegeln. Im kontrastreichen Zusammenspiel von urbanen Orten und Porträts von Betroffenen soll zum einen das "Nicht-Vergessen" der Folgen eines solchen Krieges erreicht werden, zum anderen soll der Betrachter für den Einsatz von militärischen oder zivilen Umweltgiften gerade im Hinblick auf die noch folgenden Generationen sensibilisiert werden. 72 Millionen Liter dioxinhaltige Entlaubungsmittel haben die Amerikaner während des Krieges versprüht. Millionen Menschen sind durch die Herbizide krank geworden, mehr als 100.000 Kinder wurden seit Kriegsende behindert geboren, 80 Prozent des Urwalds sind zerstört. Das Gift hat sich in der Nahrungskette wie in der Vererbungsstruktur eingenistet. Die Spirale der Kriegsfolgen hat erst die ersten Kurven genommen.
Bei meiner Reise durch Vietnam habe ich festgestellt, dass die Menschen trotz der katastrophalen Folgen des Krieges nicht mit der Vergangenheit hadern oder sie verurteilen. Sie sprechen nicht über die Vergangenheit. Sie scheinen nur die Gegenwart zu begradigen. Aber ohne Vergangenheitsbewältigung gibt es keinen heilsamen Prozess, und dieser wird das zukünftige Handeln wieder beeinflussen. Mit diesem Projekt möchte ich einen Beitrag zur unverzichtbaren Trauerarbeit leisten. Ich möchte durch die Fotos traumatisierte Menschen und ein faszinierendes Land zu Wort kommen lassen.
Das Unaussprechliche soll sichtbar werden.