Als ich 1972 anfing zu zeichnen u. zu malen, wurde mir bald bewusst, dass mein zeichnen ein mittelmass nicht übersteigen würde. Ausser!! Ich verlasse das sogenannte traditionelle zeichnen! Ich erinnerte mich an meine Fähigkeiten im "Technischen Zeichnen", das ich in einer nicht abgeschlossenen Elektromechanikerlehre erlernt hatte, ich versuchte also das fehlende Talent im Freihandzeichnen (vor allem akt) mit technischen Hilfsmitteln auszugleichen, d.h. die weiblichen Formen wurden mit Lineal, Zirkel + Geodreieck unterstüzt. Nicht das "Bauhaus" hat mich inspiriert, wie manche denken, sondern das "TECHNISCHE ZEICHNEN"!
Parallel, zur Malerei widme ich mich der Photographie. Landschaften, Stills, Architektur und vor allem, dem weiblichen Akt! Jahrelang hat mir das Weitwinkelobjektiv als Meissel gedient, um die Akte zu abstrahieren und ihnen den Touch von Skulptur zu geben. Freund Gerd Nickstadt und Art-Director Willi Fleckhaus haben mir damals die Türen ins artmetier geöffnet.
Die Kombination Malerei und Photographie war dann auch ausschlaggebend für meine 1986- beginnenden "Photocollagen". Da in meinen Arbeiten vor allem die Komposition dominiert, kam mir das Anfertigen von "photomontagen " sehr entgegen. Auch hier erinnerte ich mich an meine technischen Zeichenbögen. Jedoch anstatt, Bleistift und Lineal, nun Lineal + Cutter! Denn auch hier ueberwiegt das geometrische Element, also: kein Geschnipsel mit der Schere, sondern klare gerade Schnitte. Von da an, inspirierten mich die "Photocollagen" zum Malen und umgekehrt. Kurz gesagt: "Photographie + Malerei/Zeichnungen = für mich die ideale Verbindung und Ergänzung"! 1990 begann ich dann Autoportraitsakte zu photographieren, die ich auch manchmal mit Frauenportraitsakten mischte. So entstanden Doppelgeschlechtliche Wesen, Androgyne. Warum ich ausgerechnet im bereits fortgeschrittenen, welken Alter anfing mich nackt zu fotografieren, ist bestimmt auf einen späterkannten Miniphotoexhibitionismus zurückzuführen!
Frank Rheinboldt, Paris, July 2004