Seit ich an meinem Buch "Prinzessinnen und Fußballstars" gearbeitet habe, interessiere ich mich sehr für das Thema Familienporträts. Für dieses Projekt habe ich Porträts von Familien aufgenommen, die ein Kind mit einer lebensbedrohlichen Krankheit haben. Als Fulbright-Stipendiatin in San Francisco in den Jahren 2011 und 2012 habe ich an einem Thema gearbeitet, das voller Leben ist. Und um das Thema Familienporträts in einer so vielfältigen und liberalen Stadt voranzutreiben, habe ich LGBT-Familien und -Paare porträtiert, um das aktuelle Verständnis von Familienleben zu untersuchen. Die Leichtigkeit, mit der schwule und heterosexuelle Familien in dieser wunderbaren Stadt zusammenleben, ist erstaunlich und erhellend. So ist dieses Projekt gleichzeitig eine Liebeserklärung an San Francisco und seine unglaubliche Freiheit, eine zeitgenössische Auseinandersetzung mit dem Thema Familienportraits und eine Begegnung mit Menschen.
Familienporträts und eine Begegnung mit Menschen, ihren Lebenskonzepten und Träumen. Alle Bilder habe ich in Farbe und mit Tageslicht oder, wenn nötig, so wenig wie möglich zusätzlichen Lichtquellen aufgenommen. Damit wollte ich die gezeigte Realität unterstreichen. Und gleichzeitig wollte ich den porträtierten Menschen so viel Raum wie möglich geben, um sich selbst auszudrücken. Um möglichst viel über die abgebildeten Persönlichkeiten erzählen zu können, habe ich die Porträts in ihren Wohnungen oder an Orten aufgenommen, die für diese Menschen von besonderer Bedeutung sind. Der Titel dieses Projekts "International Orange", die Farbe der Golden Gate Bridge, ist gleichzeitig ein
ist gleichzeitig eine Anspielung auf San Francisco, auf die Regenbogenflagge der Schwulenbewegung, und eine Beschreibung der multikulturellen Vielfalt der Stadt.
Wie meine früheren Projekte werde ich diese Bilder als Buch veröffentlichen, da dies eine starke, aber intime Möglichkeit ist, eine fotografische Geschichte über das Schwulsein in San Francisco zu erzählen.

Am 20. November 2007 erreichte mich in der Jordanischen Wüste die Nachricht vom plötzlichen Tod meiner Großmutter (* 15. April 1920). Mein Bedürfnis, mich von ihr zu verabschieden, blieb am schon geschlossenen Grab unerfüllt. Mit dieser Arbeit habe ich mir einen Weg geschaffen, Abschied von meiner Großmutter zu nehmen.
Aus dieser Geste des Abschiednehmens ist es mir zugleich gelungen, mich auf fotografischem Weg meinem Großvater (* 10. Januar 1912) zu nähern, der seit dem Tod seiner Frau in einem Altersheim lebt. Bedingt durch Altersdemenz und zunehmende Schwäche musste er nach zweiundsechzig Ehejahren die gemeinsame Wohnung verlassen.
Die Wohnung, der Ort, mit dem meine Großeltern eng verbunden waren, der ihnen Sicherheit und Halt gegeben hat, wurde aufgelöst. Die Spuren ihres Lebens in dieser Wohnung sind entfernt.
Geblieben sind Bilder, die mein Großvater von seiner Familie geschaffen hat. Sie zeigen den Blick eines Mannes auf seine Frau, den Blick eines Ehemanns und Vaters auf seine Familie und nehmen den Betrachter mit auf eine Reise in die Vergangenheit.

So nähere ich mich meinen Großeltern und zeige die tief greifenden Veränderungen des Lebens, die Alter und Tod mit sich bringen. Nicht nur meine Großeltern, auch ihre Kinder und Enkelkinder stehen in dieser Situation vor der Frage, wie die Familie diesen Veränderungen begegnen kann und muss.
Wie geht die Familie, wie geht jeder Einzelne mit dem Tod von meiner Großmutter um? Welchen Einfluss hat diese Veränderung auf die gesamte Familienstruktur? In wie weit können und müssen sich die Rollen der einzelnen Familienmitglieder verändern, um der neuen Situation angemessen begegnen zu können?