Kiss of pink eternity
Im Dezember 2019 gab sich Thomas Kellner erneut der Lochkamerafotografie hin. Die von ihm Porträtierten waren Besucher einer regionalen Kunstmesse, auf welcher Kellner digitale Lochkameraportraits von Jung und Alt, Freunden und Bekannten erstellte. Bereits in der Vergangenheit hatte er mehrere Serien dieser Art angefertigt, wie beispielsweise seine Schnappschuss-Portraits über die Unmöglichkeit, Identität zu fotografieren. Wer genau hinschaut wird jedoch die kleinen Unterschiede erkennen, welche die Arbeit ,,Kiss of pink eternity“ von den vorherigen Serien abhebt. Die Portraits wirken klarer, dennoch zeichnen sie sich durch die typische Unschärfe einer Lochkamera aus. Sie sind in ihrer Formatierung kleiner, als Kellners vorherige Serien, trotzdem nicht weniger ausdrucksstark. Was ist es also, dass unseren Blick auf ihnen hält? Was ist das Faszinierende an diesen Bildern und wieso schaut man möglicherweise sogar ein zweites Mal hin? Worauf legt unser menschliches Auge seinen Fokus, wenn dieser im Portrait auf den ersten Blick zu fehlen scheint? Die Faszination liegt in der Unschärfe der Bilder. Strukturen verschwinden, das Material eines Kleidungsstücks beispielsweise lässt sich nur noch erahnen und auch die Gesichtszüge scheinen unklarer, als bei einem normalen Portrait. Dennoch steht die porträtierte Person immer im Fokus des Betrachters. Die Unschärfe des Bildes regt unsere Fantasie an, lässt vermuten, wie das Szenario ausgesehen haben könnte, lässt Raum für Spekulation. Verschwommene Gesichtszüge sind Anlass dazu, noch genauer hinzusehen, als man es vielleicht bei einem gewöhnlichen Portrait getan hätte. Auch wenn ,,Kiss of pink eternity“ klarer und deutlicher wirkt, als Kellners vorherige Lochkamerawerke, ist diese Serie dennoch ein weiterer Beweis für die Faszination, welche mit der Lochkamerafotografie einhergeht. Sie zeigt, dass sich das Bild nicht planen lässt, wodurch jedes Portrait einzigartig wird und seinem Betrachter eine neue Seite der Fotografie offenbart.