Panorama des Grand Canyon

Der Grand Canyon

Der Grand Canyon ist eine große Schlucht, die sich im Nordwesten in einem National Park des Bundesstaates Arizona befindet. Im 16. Jahrhundert wurde er zum ersten Mal von Europäern entdeckt. Die obere Gesteinsschicht besteht aus 260 Mio. Jahre altem Kaibab Kalkstein. Unten im Canyon sind Gneise und Schiefer, die 1,8 Mrd. Jahre alt sind. Um 1880 herum wurde er als touristisches Ziel erschlossen und im Jahr 1979 dann in die UNESCO-Weltnaturerbe-Liste aufgenommen. Er gilt bis heute als eines der berühmtesten Naturwunder der Welt. Die gewaltige, farbenfrohe 1,6 km tiefe und insgesamt 446 km lange Schlucht, welche der Colorado River in Millionen Jahren geschaffen hat, wartet nur auf zahlreiche Touristen um erkundet zu werden. Ins Gebiet des Nationalparks fallen die Nord- und die Südkante, North Rim und South Rim des Canyons. Rund 5 Millionen Besucher frequentieren alljährlich den National Park. 

[...Und uns bleibt nichts, als die einzelnen Bildteilchen zu betrachten, wie in stiller Andacht, bis nun wir zu Schwanken beginnen. ...] Freddy Langer

Grand Canyon: Ein Panorama wird Kunst-Landschaft

Wenn man das Panorama aus einer Position mit ausreichendem Abstand zwischen sich und der Fotokunst wahrnimmt, sieht der Betrachter eine Landschaft aus Felsen in verschiedenen Rot- und Brauntönen. Auch ohne die Angabe der Bildunterschrift dürfte klar sein, dass es sich um den Grand Canyon Nationalpark in Arizona handelt. Es ist ein Phänomen. Aus der Ferne sieht man ein ganzes Bild. Aus der Nähe jedoch bekommt man ein Verständnis für das Kunstwerk, das aus vielen kleinen Fotografien von Thomas Kellner besteht. Es zeigt Details der Landschaft und ergibt ein zusammenhängendes und erkennbares Panorama. Viele Fotografien zu einem Foto zu machen, bildet eine neue Ebene der Kunst. Es ist eine individuell und einzigartig gestaltete Landschaft, gefüllt mit kleinen Stücken der Realität, dem Abbild von Mutter Natur.

Kreation aus der Dekonstruktion

Die Kombination aus weitläufiger Landschaft, unberührter Natur und einer maschinell hergestellten Kamera, die Aufnahmen von diesem Ort macht und einen Moment eines kontinuierlichen Prozesses von Veränderung festhält, ist bereits eine Leistung für sich. Teile dieses Monuments, die sich durch ihre Einzigartigkeit auszeichnen, werden genommen. Unzusammenhängende Details von roten und braunen Felsen, blauem Himmel, Licht und Schatten werden verwendet und aus jeglichem Kontext herausgerissen. Mit diesen Elementen wird eine neue Einzigartigkeit, ein neuer Grand Canyon geschaffen. Dies ist ein Schritt, die Landschaft auf ungewohnte Weise zu erleben und neue Sichtweisen zu eröffnen. Deshalb arbeitet der Künstler mit Gegensätzlichkeit. Eine Abfolge von Inkohärenz und Dekonstruktion mit anschließender Rekonstruktion und der Schaffung von etwas noch nie Dagewesenem, kommt einer Wiedergeburt und einem Kreislauf gleich, der zu einer neuen Bildsprache in Form von Kontaktbögen führt.

Die Kontaktbögen des Fotokünstlers als Panorama

Der Grand Canyon Nationalpark ist bereits Thema vieler Kunstwerke. In den Werkgruppen von Thomas Kellner stellt er ein neues Thema dar. Seine berühmte Fotokunst, bestehend aus einer Collage von Kontaktbögen, bezieht sich üblicherweise auf populäre Motive wie den Grand Canyon. Doch statt Landschaften bilden sie Fragmente von Architektur ab. Der Grand Canyon in Arizona bildet den Einstieg in einen weiteren Abschnitt populärer Motive, sozusagen von Mutter Natur geschaffene Architektur. Inspiriert durch eine Collage von David Hockney, verbindet er heute seine Methode namens "visuell-analytische Synthese" mit dem Thema. Gleichzeitig wurde der Titel des Werks, „Grand Canyon", nach dem Thema benannt. Neben dieser Veränderung des Motivs ist eine größere Dimension seiner Fotokunst der Anspruch des Autors. Mit 60 fotografischen Filmen und 2160 Einzelbildern wird das beschriebene Kunstwerk das größte, das der Künstler aus Kontaktbögen geschaffen hat. Ebenso zeigt es, wie die Wahl des Naturmotivs, einen Willen zur Erreichung neuer Ziele und ein Symbol für die Weiterentwicklung seiner Arbeit mit Kontaktbögen.

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Fotografie Techniken

Die Arbeiten des Siegener Fotokünstlers Thomas Kellners aus der Panorama Serie „Grand Canyon“ fügen sich aus bis zu 60 Filmen oder aus mehr als 2160 Einzelbildern der 35 mm Kleinbildrollfilmen zusammen. Die Serie gliedert sich ein drei Panorama Bilder. Es gibt ein monumentales Panorama von 4,5 Metern, ein mittleres Panorama von 1,40 Metern und eine kleine Sonderedition von nur 5 Aufnahmen im Format 20,8 cm. Diese Filme werden während der jeweiligen Shootings in die Spiegelreflexkamera eingelegt. Der Prozess- und die Materialspuren zählen ebenfalls zu essentiellen Bestandteilen der künstlerischen Arbeit, des Bildes und der Bildsprache. Anfänglich bauten sich die Kompositionen als fotografische Collagen auf einem Negativ auf, seit 1997 verwendet der Fotokünstler statt der Materialcollagen, geprintete Kontaktabzüge. Der Siegener Fotokünstler zerschneidet nach Entwicklung des Films diesen in gleich lange Streifen und setzt sie zu einem großen Negativ zusammen. Deutlich erkennbar ist die Montagetechnik an den horizontal verlaufenden Schwarzstreifen zwischen den einzelnen Bilderreihen. Darin kann man eine fortlaufende Bildnummerierung erkennen. Aus der Anzahl der beim Shooting verwendeten Filme leitet sich demnach auch die Bilddimension her. Bevor Kellner ein Projekt anfängt, skizziert er das zu fotografierende Objekt und teilt dieses in quadratische Abschnitte damit er seine geplanten Kameraeinstellungen notieren kann. Nach der Planung beginnt er das Fotografieren des Objekts auf einem Stativ. Zwischen dem ersten und letzten Bild einer Rolle können mehrere Stunden liegen. So liegt einerseits im vorab festgelegten fotografischen Akt die Besonderheit der Kellnerschen Kunst, als auch in ihrer intermediären Verschmelzung der Gattungen Fotografie, Film, Montage und Collage. Durch all seine technischen und fotografischen Schritte, stellte er ein außergewöhnliches Werk zusammen, wie das Panorama Bild des Grand Canyons.

Zitate zum Grand Canyon Panorama

Die Armen. Da standen sie vor einer Schlucht, von der es später heißen würde, es sei der schönste Fleck der Erde. Großartig. Gewaltig. Umwerfend. Aber ihnen war dieser tiefe Riss quer durch die Landschaft einfach nur im Weg, als sie 1540 als erste Weiße vor den Abgründen des Grand Canyon standen. Nichts lag der kleinen Gruppe spanischer Eroberer ferner, als sich dem Genuss der Natur hinzugeben. Sie brauchten Wasser. Aber der Fluss, der in anderthalb Kilometern Tiefe vorbeirauschte, ein Rinnsal bloß, wie man von oben meinen musste, war nicht zu erreichen. Drei Tage lang suchte Hauptmann Don García López de Cárdenas mit seinen Soldaten nach einer Möglichkeit zum Abstieg. Vergebens. Enttäuscht kehrten sie um. Kurz vor dem Verdursten.

[…]

Staunen und Angst mischen sich in seinen romantisierenden Beschreibungen mit wissenschaftlich exakten Angaben. Von Kluften ist da die Rede, die mit ihrem unirdischen Aussehen wie die Tore zur Hölle wirken; und dennoch hielt die Mannschaft immer wieder inne, "erfüllt von staunendem Entzücken", um "diese wunderbaren Formationen" zu betrachten, durch die sich der Colorado und seine Nebenflüsse schlängeln.

[…]

Mit einem Mal verspürt man eine Sucht nach neuen Schluchten und Felskesseln, wird vorangetrieben auf der Suche nach noch mehr der bizarr geformten Türme und noch mehr dieser so unwirklich gefärbten Steine. Selbst ohne jede Pflanze sind diese Felswüsten an Farbenreichtum kaum zu übertreffen. Eisen, das im Fels oxidiert oder verrostet, färbt die Klippen schwarz, braun, rot, rosa und gelb, und wenn es sich - optisch mit Mangan oder Kupfer verbindet, wird die Palette um Lila- und Grüntöne erweitert.

[…] In diesen Märchengärten kann man sich mühelos in Bildern, Felsen und Gedanken verlieren, beginnt die Steinformationen zunächst noch mit Burgen und gotischen Kathedralen zu vergleichen, schon wenig später aber mit Fabeltieren und legendären Gestalten.

[…]

Dass Thomas Kellner die Welt zum Schwanken bringt, kennt man von seinen Architekturaufnahmen. Da meint man durch sein Zerlegen der Gebäude in einzelne Bildsplitter und durch mehrfaches Kippen der Kamera begännen die berühmtesten Sehenswürdigkeiten der Welt - vom Eiffelturm bis zur Brooklyn Bridge -  zu wackeln, zu schaukeln, sogar zu tanzen.  Die Architektur gerät aus den Fugen. Und je hemmungsloser Thomas Kellner dafür die Gebäude zerlegte, desto kühner wurden die Begriffe, die man für seine Bilder fand: von kubischer Orchestrierung über radikalen Konstruktivismus, Dekonstruktivismus und Rekonstruktivismus bis zu, von der Fotohistorikerin Irina Chmyreva geprägt, analytischem Synthetismus.

[…]

Aber vor dem Grand Canyon zeigte er [Thomas Kellner] Demut. Dort machte er sich ganz zum Diener der Landschaft und bildet sie ab ohne jeden spielerischen Eingriff. Ganz konzentriert. Ganz ernst. Und uns bleibt nichts, als die einzelnen Bildteilchen zu betrachten, wie in stiller Andacht, bis nun wir zu Schwanken beginnen.

Freddy Langer (Frankfurter Allgemeine Zeitung), Grand Canyon, in: Oliver Seltmann (Hrsg.), Thomas Kellner – The Big Picture, Lüdenscheid, Berlin 2020.

Vita des Fotokünstlers

Thomas Kellner wurde 1966 in Bonn geboren. Er studierte Kunst, Soziologie, Politik und Wirtschaft an der Universität Siegen. 1996 erhielt er den Kodak Nachwuchs-Förderpreis, der ihn zu einem Leben als Künstler ermutigte. Seit dieser Zeit lebt Kellner als Künstler und Kurator fotografischer Ausstellungsprojekte in Siegen. 2003 wurde er in die Deutsche Gesellschaft für Photographie (DGPh) berufen. Seine Hinwendung zum Kontaktbogen und zu immer komplexeren Kompositionen beginnt im Jahr 1997 erst mit Landschaftaufnahmen dann mit der Entstehung einer mehrteiligen Reihe von Fotografien des Eiffelturms. Der Künstler hat seine Arbeiten seit 2002 in Einzelausstellungen in Deutschland, Australien, Russland, China, Frankreich, Polen, Dänemark, Brasilien und in den USA gezeigt und war an zahlreichen Gruppenausstellungen und Publikationen beteiligt. Seine Arbeiten sind in bedeutenden privaten und öffentlichen Sammlungen vertreten.

Ausstellungen des Grand Canyon

24. September–11. Dezember, 2020 Kulturbahnhof Kreuztal, Kreuztal, Germany

15. März–3. November, 2019 American Museum, Bath, United Kingdom

Publikationen über das Panorama vom Grand Canyon

Monographien

Thomas Kellner (Hg.), All shook up. Thomas Kellner's America, Lüdenscheid, Berlin 2019.

Freddy Langer, Grand Canyon, in: Oliver Seltmann (Hg.), Thomas Kellner – The Big Picture, Lüdenscheid, Berlin 2020.

Zeitschriften und Magazine

Heider und Melanie, Kellner Küche Bad. Projekt Künstlerhaus: Thomas Kellner auf Immobiliensuche, in: Top Magazin Siegen Wittgenstein, 13, Heft 2, 2018, 124–125.

Melanie Heider, Thomas Kellner: The Big Picture. Grand Canyon: 2160 Einzelaufnahmen – ein Naturwunder, in: Top Magazin Siegen Wittgenstein, 15, Heft 3, 2020, 118–119.

Freddy Langer, Ein Bild, das uns zum Wanken bringt, in: Frankfurter Allgemeine Magazin, Männer Spezial, Oktober 2020, 2020, 76–79.

Ulli Weber, Fotokünstler sucht neue Wirkungsstätte. Kellner-Ausstellung beendet den Kunstsommer, in: durchblick, 34, Heft 4, 2018.

Zeitungsartikel

Peter Barden, "Bis Montagabend bin ich raus". Thomas Kellner lud zur Abschiedsausstellung "Good bye" in die Friedrichstraße 42, in: Siegener Zeitung, 30.9.2019, 9.

Alexander Weiß, Monumentaler Grand Canyon. Fotokünstler Thomas Kellner zeigt „The Big Picture“ im Kulturbahnhof, in: Siegener Zeitung, 30.9.2020, 23.

Fernsehbeiträge

Markus Krczal, Insta-Wettbewerb – The Big Picture 2020.

Online-Publikationen

Alisa Knebel, Wow! Wie ein Künstler den Grand Canyon nach Südwestfalen bringt…, unter:  http://web.archive.org/web/20201026160952/https://suedwestfalen-mag.com/wow-wie-ein-kuenstler-den-grand-canyon-nach-suedwestfalen-bringt/.

Freddy Langer, Ein Bild, das uns zum Wanken bringt, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 19.10.2020.

Andreas Trojak, Analyse und Synthese – Die Fotokunst von Thomas Kellner – Ausstellung in Kreuztal, unter:  https://wirsiegen.de/2020/09/analyse-und-synthese-die-fotokunst-von-thomas-kellner-ausstellung-in-kreuztal/323088/.