Juergen Koenigs: Fotografie bildet Aeussere Realitaet ab
Sie tut das nach den Regeln der Apparatur und der Verarbeitungsprozesse.
Damit verwandelt sie zugleich Realitaet zu neuer Bild-Realitaet.
Mich interessiert vor allem, das Verwandlungspotenzial der Fotografie zu nutzen und neue Bilder der Realitaet zu entwerfen.
Die Mehrzahl meiner Fotos koennen experimentell genannt werden.
Ihre Sujets/Bildthemen sind stets vertraute Dinge des Alltags, seien es nun Geraete und Utensilien, normalerweise zur Nahrung dienende Feldfruechte, oder auch die eigene Physiognomie.
Im fotografischen Bild gewinnen sie neue Aspekte, unvertraute Ansichten und veraenderte Bedeutungen.
Triviale Dinge zeigen neue Seiten, entwerfen moegliche Nebenwelten mit eigener, verquerer Logik.
Dies schliesst das Groteske, das Augenzwinkern, den Humor ein, hinter denen allerdings die hintergruendige Erfahrung sichtbar wird, dass die Vertrautheit und Geordnetheit der Welt sich als Scheinsicherheit herausstellt.
Ein wichtiges fotografisches Instrument der experimentellen Befragung der Realitaet ist fuer mich die Lochkamera., die ich seit vielen Jahren neben konventionellen Kameras benutze.
Sie ist keinesfalls ein kurioser und nostalgisch-alter Vorlaeufer moderner Kameras, sondern ein eigenstaendiges System, das sich erheblich von dem System der Linsenkamera unterscheidet.
Die Lochkamera bietet einen quasi unerschoepflichen Spielraum an Abwandlungsmoeglichkeiten, die die apparative Projektion der Bilder der aeusseren Realitaet bis an die Grenzen der gegenstaendlichen Entzifferbarkeit fuehren koennen.
Im Gegensatz zum stets gleichbleibenden Bauprinzip der Linsenkameras kann die Lochkamera verschiedenste Gestalt annehmen.
Das bedeutet zugleich, dass man sie sich in der Regel nach seinen Vorstellungen, Ideen und Beduerfnissen selbst bauen muss.