Reichstag, Berlin
Der Reichstag, der Sitz des Deutschen Bundestages, befindet sich in der Nähe des Brandenburger Tors und lag vor der Wiedervereinigung direkt an der Mauer. Er wurde 1872 von Paul Wallot im Stil der Neorenaissance entworfen und ist 137 Meter lang und 97 Meter breit. Der Bau wurde 1884 begonnen und 1894 fertiggestellt, hauptsächlich finanziert mit Reparationsgeldern aus Frankreich aus Kriegszeiten. Die Inschrift "Dem Deutschen Volke" wurde erst 1916 hinzugefügt. Aufgrund von Kriegsschäden wurde sie 1995 bis 1999 rekonstruiert. Die von Sir Norman Foster entworfene Glaskuppel wurde über dem Plenarsaal angebracht.
Die Kunst von Thomas Kellner
"Es ist kein Zufall, dass Kellners Werke wie zusammengesetzte Puzzles aussehen, denn sie fordern den aufmerksamen Betrachter auf, die Bedeutung dieser architektonischen Strukturen sowohl visuell als auch intellektuell zu enträtseln."Fernando Castro R., Houston/Texas
Die künstlerische Arbeit von Thomas Kellner beginnt lange vor dem Klicken des Auslösers. Noch bevor er das erste Foto macht, tüftelt er es innerlich und auf dem Papier aus, skizziert, phantasiert, dekonstruiert und konstruiert. Es ist ein wahrhaft kreatives Handwerk und der Künstler braucht eine sehr visuelle Vorstellungskraft. Darüber hinaus erfordert es ein enormes Maß an Präzision, um alle Bilder im Vorfeld gedanklich zusammenzufügen und die Bewegungen in ein kohärentes Endprodukt zu integrieren. Nachdem er in seinem Skizzenbuch minutiös geplant hat, wie er das fotografische Thema aufnehmen will, beginnt die zweite Phase des kreativen Prozesses. Er stellt das Stativ auf, schraubt die Spiegelreflexkamera an und positioniert sie sorgfältig. Dann fotografiert Thomas Kellner, in der Regel von unten links beginnend, sein Motiv von links nach rechts, Bild für Bild. Das vorab notierte Kürzel "\ - /" gibt die Position der Kamera an. Die Filmrollen mit jeweils 36 Fotos werden dann von Hand nebeneinander angeordnet und zu einem Gesamtwerk koordiniert. Erst dann ist das Endprodukt zu sehen, das Kellner in seinen aufwendigen Vorbereitungen ästhetisch konzipiert hat. Und es funktioniert, wie man an seinem Bild vom Berliner Reichstag sehen kann.Der Berliner Reichstag in Kellners Arbeit wirkt sehr bewegend, ebenso wie die Geschichte des Reichstages selbst. In seiner Arbeit für das Generalkonsulat in Toronto zerlegt Kellner den Bundestag nicht nur in seinen kinematografischen Dekonstruktionen, sondern stellt ihn auch in eine neue Landschaft voller grüner Bäume. Darin steckt die schöpferische Kraft eines romantischen Deutschlandbildes, wie es etwa in den Gemälden Caspar David Friedrichs zu finden ist. Die Romantik der stereotypen Bilder in Kellners postmodernen kubistisch-dekonstruktiven Rekonstruktionen stimmt den Betrachter auf die Beobachtung ein.
Der Künstler
Der gebürtige Bonner lebt seit 1989 in Siegen, wo er sein Studium erfolgreich abschloss und seit 1997 als freischaffender Künstler tätig ist. Seine Arbeiten und Projekte haben weltweit Wirkung gezeigt, weit weg von seinem Atelier in der Friedrichstraße. Viele Arbeiten des Künstlers wurden in Einzelausstellungen in London, Paris, Brasilia, New York und anderen Städten gezeigt. Kellners Arbeiten sind auch Teil von Museumssammlungen in Orten wie Houston, Chicago, Rochester und Rio de Janeiro. Zu seinen wichtigsten Projekten der letzten Jahre gehören Arbeiten für das 200-jährige Jubiläum des Bostoner Athenaeums, den 50. Geburtstag der brasilianischen Hauptstadt Brasilia und das wunderbare Projekt "Genius loci - Zwei Belagerer im Land der Zaren". Letzteres verbindet die Geschichte der Industriefotografie und die Werke von Thomas Kellner mit der Geschichte von Georg Wilhelm Henning, einem der Gründer der russischen Städte Jekaterinburg und Perm, und seinem Einfluss auf die Industriekultur des Urals.