Kellner am Rande der Detailtiefe
Kreuztal. Ab dem 24. September 2020 zeigt Fotokünstler Thomas Kellner in einer Installation aus Text und Bild seine Arbeit über den Grand Canyon im Kreuztaler Kulturbahnhof. Über 2 Millionen Jahre festgehalten in über 2.000 Einzelbildern. Er fotografierte im Jahr 2014 genau 2.160 fotografische Aufnahmen des Grand Canyons und setzte sie als Kontaktbogen zusammen, sodass er ein spektakuläres Einzelwerk erstellen konnte.
Der Bahnhof in Kreuztal entstand Mitte des 19. Jahrhunderts. Im Jahr 2008 wurde entschieden, die Empfangshalle des Bahnhofsgebäudes zu modernisieren und der Bildenden Kunst einen Bereich für Ausstellungen zu bieten, der Künstlern aller Art offenstehen sollte. Nun soll auch Thomas Kellner eines seiner fantastischen Werke dort ausstellen und möchte dort seine erste, derart detailgetreue Naturszene präsentieren.
Der Grand Canyon wurde höchstwahrscheinlich von den ersten Ureinwohnern Amerikas für das Werk einer Gottheit gehalten. Die durch Plattentektonik entstandene gigantische Schlucht mit ihrem glitzernden Silberband des Colorado Rivers in 1800m Tiefe verschlägt den Besuchern bis heute den Atem. Die ersten Aufzeichnungen stammen von Reisenden aus dem Jahre 1540. Doch erst 1919 wurde die Schlucht zum Gebiet des Nationalparks erklärt und unter Naturschutz gestellt.
In den 80er Jahren widmete sich David Hockney der immensen Ansammlung aus Gesteinsmaterialien, deren Linien sich durch die in die Tiefe stürzenden Felswände ziehen. Sein einmaliges Kunstwerk war ein Versuch die Unendlichkeit der immensen Schlucht einzufangen und die überwältigende Stille der scheinbar leblosen Landschaft darzustellen.
Inspiriert durch Hockneys großartiger Montage aus einzelnen Bildern des Canyons fertigte Thomas Kellner ein beeindruckendes, aus 60 fotografischen Filmen bestehendes Kunstwerk an. "Eine Abfolge von Inkohärenz und Dekonstruktion, die zu einer Rekonstruktion und Schaffung von etwas noch nie da Gewesenem führt, ähnlich einer Wiedergeburt oder eines Kreislaufes, und eine neue Bildsprache aufweist." (vgl. www.thomaskellner.com). Anstelle berühmter architektonischer Bauwerke und Sehenswürdigkeiten wie den Eifelturm oder das Brandenburger Tor, die der Künstler in seinen bisherigen Werken durch präzise Aufnahmen und die gezielte Änderung der Perspektive seiner Kamera schwanken und tanzen lässt, fotografierte Kellner eine der gewaltigsten Bauten von Mutter Natur und erfasste durch akkurat ausgerichtete Einzelaufnahmen die unendliche Weite sowie die einzelnen Facetten der verschiedensten Rot- und Brauntöne der Felswände. „Und uns bleibt nichts, als die einzelnen Bildteilchen zu betrachten, wie in stiller Andacht, bis nun wir zu Schwanken beginnen.“ (vgl. im von Freddy Langer verfassten Essay Der Grand Canyon)
Zwischen den verschiedenen, aufeinander aufbauenden Schichten des Grand Canyons und der in exakter Reihenfolge verlaufenden 2.160 Einzelaufnahmen lassen sich Parallelen feststellen. Durch die facettenreichen Schichten und auch die einzigartigen Einzelaufnahmen wird ein Verlauf der Zeit gekennzeichnet. Einerseits über Millionen Jahre und andererseits über mehrere Stunden, die es gebraucht hat das unglaubliche Naturkonstrukt in all seinen Details darzustellen.
So wie der kolossale, eindrucksvolle Grand Canyon ist auch der einzigartige Künstler Thomas Kellner von verschiedensten Schichten gekennzeichnet. Durch das Abweichen von dem bisherigen Motiv architektonischer Bauwerke hin zu durch Naturgewalt entstandene Areale, sowie der Fokus auf eine höhere Stufe der Größenordnung, beweist Kellner seine künstlerische Weiterentwicklung aufs Neue.
Zur Ausstellung erscheint das Leporello-Buch The Big Picture im Verlag seltmann + söhne.
Thomas Kellner – The Big Picture
24. September – 11. December 2020
Kulturbahnhof Kreuztal, Bahnhofstraße 11, 57223 Kreuztal
Kulturamt Kreuztal, Siegener Straße 18, 57223 Kreuztal
Mo.–Fr.: 7:00–16:00Uhr
+49 2732 51264
Thomas Kellner betritt neue Dimensionen. Nicht nur in der Größenordnung des Motivs, des eindrucksvollen Grand Canyons mit seinen 450km Länge im Gegensatz zu den bisher abgelichteten architektonischen Bauten, sondern auch in der Größe seines fantastischen Werks mit über 4 Metern Breite. Im Herbst wird dieses großartige Kunstwerk in dem modernisierten Kreuztaler Kulturbahnhof ausgestellt.