Pas de Deux in der österreichischen Hauptstadt
Zwei Galerien, ein Jubiläum
Zur Feier ihres 40-jährigen Bestehens haben die Fotogalerie Wien und die Galerie Vrais Rêves in Lyon eine österreichisch-französische Partnerschaft gegründet und die Ausstellung Pas de deux ins Leben gerufen. Eine ihrer größten Gemeinsamkeiten ist, dass sie beide die ältesten Fotogalerien in ihren jeweiligen Städten sind. Dank ihrer Gemeinsamkeiten und ihrer Erfahrung konnten sie sich leicht auf den Namen der Ausstellung einigen. In der Tat wollen die Fotogalerie Wien und die Galerie Vrais Rêves mit ihrer Ausstellung Pas de Deux den Besuchern eine Präsentation konzeptueller Kunstfotografie und eine internationale Zusammenarbeit zweier Institutionen bieten. Wie ein Regisseur, der seine Tänzerinnen und Tänzer rekrutiert, haben die Kuratoren der beiden Galerien jeweils vier Künstlerinnen und Künstler ausgewählt, die ihrem Galerieprogramm entsprechen um die Präsentation Pas de Deux zu schaffen.
Die ausgewählten KünstlerInnen
Philippe Calandre ist ein französischer Fotokünstler, der 1964 geboren wurde. In den letzten zehn Jahren hat sich Philippe Calandre in seiner Arbeit mit Architektur und in letzter Zeit mit Utopien beschäftigt. Seit 2012 verwendet er die Technik der Fotomontage, um das Imaginäre an realen Orten einzuführen. Die Landschaften von Philippe Calandre halten ein subtiles Gleichgewicht zwischen Vergangenheit, Zukunft und Gegenwart. Die Verwendung von Schwarz-Weiß oder unscharfen Farben verleiht seinen Kompositionen einen a-temporalen Wert.
Robert F. Hammerstiel ist 1957 in Pottschach in Österreich geboren, er lebt und arbeitet als Künstler in Wien. In den 1980er Jahren entstanden kleinformatige fotografische Schwarz-Weiß-Serien von Strandlandschaften und verlassenen Tankstellen. Seit der dreiteiligen Fotoserie Der Stand der Dinge (1988-1991), die sich mit der individuellen Gestaltung privater und öffentlicher Räume beschäftigt, fotografiert Hammerstiel zur Erhöhung des Realitätsgrades auch in Farbe.
Thomas Kellner, geboren 1966 in Bonn, ist ein deutscher Fotokünstler, Dozent und Kurator. Er wurde vor allem durch seine großformatigen Fotos von berühmten Baudenkmälern bekannt, die durch viele Einzelbilder und eine verschobene Kameraperspektive wie Foto-Mosaiken wirken.
Pascal Mirande, 1968 in Saint-Dresse in Frankreich geboren, ist ein Künstler & Bildhauer, der Fotografie, Zeichnung und Skulptur kombiniert, um Welten zu schaffen, die von Mythologie, Kunstgeschichte, großen Entdeckungen, der kollektiven Vorstellungskraft und Kindheitserinnerungen inspiriert sind. Seine Herangehensweise basiert auf Konfrontation und Wachsamkeit: Konfrontation zwischen einem Element der Landschaft und einer von ihm geschaffenen Inszenierung; Wachsamkeit als allgemeine Reflexion über die Wahrhaftigkeit von Bildern.
Simona Reisch ist eine österreichische Fotokünstlerin, die 1985 geboren wurde. Seit ihrem Studium an der Akademie der bildenden Künste Wien und an der Schule für künstlerische Fotografie arbeitet sie als freischaffende Künstlerin in den Bereichen Fotografie, Installation, Grafik und Video. Ihre Arbeiten wurden in zahlreichen Ausstellungen und Projekten im In- und Ausland gezeigt.
Bénédicte Reverchon ist eine 1967 geborene französische Künstlerin. Sieben Jahre Studium an den Beaux-Arts von Versailles, Bourges und Saint-Etienne haben in ihr die Grundlage für eine Meisterschaft der Kunst geschaffen. Neugierig und herausfordernd, hat Bénédicte Reverchon beharrlich solide Fähigkeiten in Zeichnung, Malerei, Bildhauerei und Fotografie erlangt.
Lea Titz, geboren 1981 in Graz, ist eine österreichische Fotokünstlerin. Sie lebt derzeit in Wien. Ihr Werk besteht aus Fotografie, Video/Film und Installationen.
Laura Wagner ist eine 1984 in Regensburg geborene Künstlerin und lebt in Austria. Von 2006 bis 2012 studierte sie Bildhauerei und Multimedia an der Universität für angewandte Kunst in Wien.
Bei aller Unterschiedlichkeit haben die acht ausstellenden Künstlerinnen und Künstler einen ähnlichen Ansatz: Sie zeigen konzeptionell entwickelte Werke, die durch Konstruktion, Inszenierung und Verfremdung im Hinblick auf neue Interpretations- und Wahrnehmungsmöglichkeiten entstanden sind.
Über die Fotogalerie Wien
Henri Cartier-Bresson, ein französischer Fotograf, sagte: "Fotografieren ist eine Haltung, eine Art zu sein, eine Art zu leben". Aber dieses Verhalten ist ohne eine Galerie nicht möglich. Der erste Teil der Ausstellung Pas de Deux findet in der Fotogalerie Wien statt. Sie wurde 1981 von dem Künstler und Designer Josef Wais gegründet und kurz danach bereits basisdemokratisch von einem Kollektiv geleitet. Ihm war es von Beginn an wichtig, die Kommunikation, den Informationsaustausch und die Zusammenarbeit mit anderen zu suchen. Zuerst war es ein engerer Kreis von KünstlerInnen im Umfeld von der österreichischen Hauptstadt, sehr rasch wurde es dann aber auch international. Zurzeit besteht das Kollektiv der Fotogalerie Wien aus 10 Personen: acht KünstlerInnen und zwei KunsthistorikerInnen. Die Galerie ist eine nichtkommerzielle Galerie, die als Verein zur Förderung der künstlerischen Fotografie und der neuen Medien organisiert ist. Das Kollektiv versteht sich als Informationsgalerie, die unabhängig von den Trends des kommerziellen Mainstreams agiert. Ein wesentlicher Aspekt ihres Programms ist es daher, nicht nur bekannte internationale KünstlerInnen zu präsentieren, sondern auch junge und aufstrebende KünstlerInnen aus dem In- und Ausland, um so eine Kultur des Austauschs mit ausländischen Galerien und Institutionen zu fördern. Für ihre Veranstaltungen stellt die Fotogalerie Wien 3 Ausstellungsräume zur Verfügung: Ein großer (100 m2) und ein kleiner Raum (40 m2) mit einer Deckenhöhe von 3m sowie ein Kino (40m2 mit 36 Sitzplätzen) stehen für Ausstellungen zur Verfügung.
Pas de Deux
Die Wahl des Namens Pas de Deux für diese Ausstellung ist wirklich interessant und wir können mehrere Erklärungen dafür finden. Wir könnten denken, dass dieser Name gewählt wurde, weil er die französisch-österreichische Partnerschaft perfekt widerspiegelt. Das macht Sinn, vor allem wenn man bedenkt, dass diese Ausstellung vom Französischen Institut in Wien gesponsert wird, dessen Ziel es ist, die französische Sprache zu lehren, die französische Kultur und Wissenschaft zu fördern und vor allem an der sprachlichen und kulturellen Zusammenarbeit zwischen Frankreich und Österreich mitzuwirken. Zum anderen ist Pas de Deux zwar ein französischer Ausdruck aus dem Ballet, der eigentlich einen Tanz oder eine Figur für zwei Darsteller, normalerweise eine Frau und einen Mann bezeichnet. Und die österreichische Hauptstadt ist vor allem aber auch als Hauptstadt des Walzers bekannt, dem Wiener Walzer, einem klassischen Paartanz, der gerne mit dem jährlichen Wiener Hofball und den Debutanten verbunden wird. Diese Anspielung ist in der Tat dezent, vor allem, wenn man das Universum des Tanzes nicht kennt. Wir können also verschiedene Analogien herstellen, und das macht die Ausstellung noch interessanter: Bedeutet es, dass die acht Künstler einen Walzer mit ihrer Kunst kreieren? Oder bedeutet es, dass die Besucher einen Tanz zwischen der Kunst und dem Künstler sehen werden? Die beste Analogie wäre schließlich, dass wir, wenn wir diese Verbindung zwischen Österreich und Frankreich herausfinden, auch eine Verbindung zwischen dem Namen der Ausstellung und der Zusammenarbeit zwischen der Fotogalerie Wien und der Galerie Vrais Rêves in Lyon herstellen könnten. Pas de Deux ist eigentlich ein künstlerischer Walzer in zwei Teilen (erster Teil in Wien, zweiter Teil in Lyon) zwischen zwei Galerien.
Kontakt
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