Erste Jahre mit der künstlerischen Fotografie
Die Fotogalerie Wien hat in diesem Jahr die Ausstellung Pas de Deux gezeigt. In dieser Ausstellung ist auch der Fotokünstler Thomas Kellner vertreten. Architektur, Vision und Kreativität. Das alles steckt in den Arbeiten des Fotokünstlers. Mit seinen analogen Bildern stellt er die Welt aus einer anderen Perspektive vor und eroberte Länder, wie China, Frankreich, Brasilien, USA und viele mehr. Doch wie kam der Fotokünstler zu dieser Art von Bildern? Welche Entwicklung gab es in seinem künstlerischen Arbeitsprozess und welche Inspirationen stecken dahinter? Um das herauszufinden müssen wir den Künstler an erster Stelle näher kennenlernen:
Der Fotokünstler wurde am 28. Mai 1966 in Bonn geboren und lebt zurzeit in Siegen. Er studierte Kunst, Politik, Soziologie und Wirtschaft an der Universität Siegen. Zu der Zeit gab es an dem Lehrstuhl der Kunst einen Schwerpunkt für die Lochkamerafotografie. Thomas Kellner empfand großes Interesse daran und fing an sich intensiv damit zu beschäftigen. Gleichzeitig fing er an, seine ersten Bilder mit Salzpapierabzügen und Cyanotypien und anderen kunstfotografischen Edeldruckverfahren zu verarbeiten. Das waren seine ersten Erfahrungen und das erste Zusammentreffen mit der künstlerischen Fotografie. Neben seiner fotokünstlerischen Tätigkeit ist er auch als Kurator aktiv. Thomas Kellner leitete zahlreiche Projekte, unter anderem auch photographers:network, das er 2004 initiierte. Bis im Jahre 2013 wurden insgesamt zehn Ausstellungen gezeigt, bis letztendlich, mit der finalen Ausstellung in Siegen, dieses Projekt endete. Seine Arbeit und kuratierten Ausstellungen fanden 20 Jahre lang, von 1998 bis 2019, im Atelier Friedrichsstraße statt. In diesem Atelier wurden auch Ausstellungen mit den Werken von insgesamt 300 internationalen Künstlern gezeigt. Seit 2019 befindet sich sein Atelier in der Blücherstraße. Ein weiteres seiner kuratierten Projekte ist das Konzept twoseven+, bei der, in einer jährlichen Gruppen-Ausstellung, sieben künstlerische Positionen zu einem Thema vorgestellt werden.
Die Arbeitstechnik
Thomas Kellner arbeitet mit der Spiegelreflexkamera und 35-mm-Film, mit der er Bilder entwickelt, die einen Teil von Dekonstruktivismus, Kubismus und Montage offenbaren. Die Inspiration hinter diesen Werken ist der Maler Robert Delaunay. Um diese Bilder erschaffen zu können, ist auch die richtige Technik dafür notwendig. Nach den Aufnahmen, entwickelt er diese Bilder und zerschneidet die Filme in Streifen, die in der gleichen Länge sind. Diese werden dann zu einem Negativ zusammengefügt und es wird ein Kontaktbogen angefertigt. Das Interessante an der Arbeitstechnik von Thomas Kellner ist, dass er alle Informationen, die auf diesen Kontaktbögen zu sehen sind für das fertige Bild verwendet. Er lässt sie sichtbar auf den Bildern, was normalerweise ungewöhnlich ist, da die meisten Fotografen die Kontaktbögen nie in fertigen Bildern zeigen. Dieses Detail verleiht seiner Arbeitstechnik und seinen Bildern einen besonderen Touch. Obwohl bei den Bildern eine Dekonstruktion stattfindet, trägt es auch eine gewisse Natürlichkeit mit sich. Parallel dazu hinterlässt der Fotokünstler eine Art Signatur auf seinen Bildern.
Thomas Kellner in Pas de Deux
Die Ausstellung Pas de Deux der Fotogalerie Wien zeigt verschiedene Bilder von Thomas Keller. Die ausgestellten Bilder sind aus seinen Projekten Tango Metropolis, Black and White, Dancing Walls und Monumente.
In seinen Bildern aus dem Projekt Black and White werden die Bilder seiner Arbeiten aus den Jahren 1997–2005 gezeigt. Die Intention hinter diesem Projekt war, den Ursprung der Kunst und der Fotografie erneut ins Leben zu rufen, nämlich die Schwarz-Weiß-Bilder bzw. Fotografie. Unter diesen Schwarz-Weiß-Bildern befinden sich bekannte Architekturen, wie der Eiffelturm oder die Brooklyn Bridge, mit einem Blick auf die Skyline von Manhattan. Diese Schwarz-Weiß-Bilder tragen eine Nostalgie in sich und lassen uns an den Ursprung der Kunst und Fotografie denken.
Das besondere an seinem Projekt Dancing Walls ist, dass Thomas Kellner sich hierbei hauptsächlich auf die Innenarchitektur von besonderen und bekannten Gebäuden in den Fokus gestellt hat. Eines davon ist die Palazzo Carrega-Cataldi. Die architektonisch-künstlerischen Eigenschaften bei dieser Innenarchitektur sind aus der Spätrenaissance. Durch die einzelnen Kunstwerke an der Decke und der goldenen Verzierungen entlang der Wände, wird ein ansehnlicher Eindruck erschaffen. Thomas Kellner nimmt diese manifestierende Architektur und dekonstruiert sie. Es entsteht eine Verschmelzung zwischen moderner Fotografie und Renaissance.
Bei der Serie Monumente werden bekannte Architekturen und Bauwerke Europas, darunter auch das Hôtel de Ville und Stonehenge, vorgestellt. Das Bild von Hôtel de Ville löst viele Eindrücke und Gedanken gleichzeitig bei mir aus. Zum einen verfügt das Bild über verschiedene Hell-Dunkel-Kontraste, womit es verschiedene Ebenen der Atmosphäre erzeugt. Zur selben Zeit wirkt es wie ein Puzzle. In diesem Bild kann man die anfängliche Suche, Experiment und Kreativität des Fotokünstlers sehen. Durch das Einbauen verschiedener Farbebenen und die Art und Weise der Zusammenlegung der einzelnen Bilder, hinterlässt dieses Bild verschiedene Eindrücke. Im Bild von Stonehenge hingegen, werden die Steine so hingestellt, als wären sie lebendig und würden sich bewegen – vielleicht sogar tanzen. Dieselben Emotionen weckt auch das Bild Afternoon at Golden Gate Bridge aus dem Projekt Tango Metropolis. Die dekonstruierte Brücke zeigt sich schwingend über dem Wasser San Franciscos und erweckt die Illusion rhythmischer Tanzbewegungen.
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Fotogalerie Wien
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Thomas Kellner konzentriert sich in diesen Projekten auf architektonische Motive wie Gebäude, Brücken oder Denkmäler, die in der ganzen Welt bekannt sind. Er zerlegt und verformt sie und stellt etwas ganz Neues dar. Zugleich schafft er es eine uns unbekannte Realität hervorzurufen. Trotz der Verformung des fotografierten Objekts, schafft der Fotokünstler, alt und neu zu vereinigen, sodass das ursprüngliche Motiv sich dennoch wiedererkennen lässt.